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Abermals starben zwei Radfahrer*innen in Deutschland. Darunter ist ein 85-jähriger am 7.11. in Berlin. [1] Ein weiterer Radfahrer starb am 11.11. mit 73 Jahren beim Überqueren einer Bundestraße in Tübingen. [2] Dies geschah wenige Tage nach dem viel diskutierten Unfalltod einer Radfahrerin mit einem Betonmischer in Berlin. Und wen interessiert es? All jene, die nach Mindesthaftstrafen für die Aktivist*innen und von RAF Terror durch Letzte Generation rufen, sind nun ganz still.

Wir sind bestürzt über jeden Unfalltoten und drücken unser Mitgefühl mit den Angehörigen aller getöteten Radfahrer*innen aus. Was war in Berlin geschehen und wer ist schuld am Tod der Radfahrerin?

- Die Radfahrerin nutzte den vorgeschriebenen Radweg nicht - Der Radweg war auf wenigen hundert Metern benutzungspflichtig, die Beschilderung jedoch mangelhaft - Der Fahrer des Betonmischers überfuhr die Radfahrerin - Ein Notarztwagen erreichte die Unfallstelle - Die Notärztin entschied, dass der Rüstwagen der Feuerwehr nicht benötigt wird - Der Rüstwagen erreichte die Unfallstelle verspätet

Dies sind die Fakten und zugleich sind wir erschüttert darüber, dass Politiker*innen und selbst öffentlich rechtliche Medien die Letzte Generation auf tiefstem Springerpresse-Niveau angehen.


Woher kommen Lügen und Hetze gegen die Aktivist*innen?

Wir verurteilen jede Art von Hetze, Lügen und Unterstellungen gegen die Letzte Generation. Doch ist der Aufschrei der Autogesellschaft leicht zu erklären. Die Mehrheit hat die Klimakrise verstanden und verändert ihr Verhalten dennoch nicht. Billigflüge oder die kurze Fahrt zum Bäcker sind gewohnt und möchten nicht durch Nachtzüge oder das Fahrrad ersetzt werden. Stattdessen werden nervige Blockaden als Terrorismus verurteilt. Es ist leichter, das eigene falsche Verhalten zu ignorieren und die Schuld den Überbringer*innen der Botschaft anzulasten. Über das eigene Falschparken an der Straßenecke schweigt es sich einfach leichter. Auch dadurch werden Feuerwehr- und Rettungseinsätze blockiert oder verzögert. Jedoch scheint der eigene illegale Parkplatz vielen wichtiger zu sein als die zügige Rettung von Mitmenschen. Genau dies geschah auch im Stau auf der Berliner Autobahn, denn eine Rettungsgasse wurde nur von den Aktivist*innen der Letzten Generation gebildet. Im Stau fehlte eine Rettungsgasse, weswegen der Rüstwagen der Feuerwehr verspätet zur verletzten Radfahrerin kam.

Doch es ist bisher nicht einmal geklärt ob die Besetzung der Schilderbrücke durch die Letzte Generation zu diesem Stau geführt hat. Trotzdem war der Unfall jenen recht, die genervt von den Straßenblockaden der Letzten Generation sind. Denn nur Stau, der womöglich durch Klimaproteste verursacht wird, ist schlechter Stau.


Wirksame Klimaproteste müssen nerven

Demonstrierende mit Plakaten Climate Action Now
Klimaproteste Bildquelle: Robin Erino/Pexels.com

Demonstrationen zielen in der Regel auf die größtmögliche Aufmerksamkeit ab, ansonsten wären sie wirkungslos. Daher streiken Pilot*innen während der Ferien und Lagerarbeiter*innen von Onlinehändlern streiken während der verkaufsstärksten Tage, um gehört zu werden. Genau das tut Letzte Generation mit Straßenblockaden auch und bringt damit deutsche Autofahrer*innen gegen sich auf. Daher kommt der Tod der Radfahrerin vielen gerade recht um die Aktivist*innen zu verdammen.

Sind Klimaproteste nun nur noch legitim, wenn sie niemanden stören und niemand zu Schaden kommt? Bei Blockaden der Letzten Generation wird stets eine Rettungsgasse frei gehalten und die Polizei informiert, sodass die betroffenen Straße gesperrt werden können. Sie planen so, dass möglichst niemand zu Schaden kommt. Dies kann man von den Autofahrer*innen auf der A100 nicht sagen. Es wurde im Stau dicht aufgefahren und keine Rettungsgasse gebildet.


Ein Monat Gewahrsam ohne Anklage sind einem Rechtsstaat nicht würdig

In München setzten Aktivist*innen die Straßenblockaden nun fort. Für den Verdacht auf Nötigung von Autofahrenden sitzen diese nun auf Antrag der Staatsanwaltschaft für 30 Tage in "Gewahrsam". Dies ist das maximale Strafmaß laut des Bayerischen Polizeigesetzes, welches keine Anklage und Prozess vorsieht. Würde gegen die Klimakrise genauso stark vorgegangen, wie gegen die Straßenblockaden der Letzen Generation, hätten wir die Klimakrise schon im Griff.

In Sachsen-Anhalt werden dagegen ungleich schwerere mutmaßliche Straftaten geringer bestraft. Der Fahrer eines Kleinbusses verursachte im Juni 2021 auf der A14 mutmaßlich eine Karambolage in deren Folge 2 Menschen starben und weitere 18 verletzt wurde. Für den Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung kam der Fahrer jedoch nicht in Gewahrsam. Die Staatsanwaltschaft beantragte stattdessen ein Strafgeld in mittlerer fünfstelliger Höhe. [3] Dies ist im Vergleich zum Vorwurf der Nötigung durch Aktivist*innen der Letzen Generation unverhältnismäßig und benachteiligt Klimaaktivist*innen.


Wenn wir die Alternativen zur Straße stärken, erreichen wir das Ziel von 0 Verkehrstoten!

Ampel grünes Licht für Radfahrer
Bildquelle: frimufilms/www.freepik.com

Die Politik muss sich schleunigst vom Diktat der Straße befreien. Der weiterhin voranschreitende Ausbau von Straßen führt bekanntlich zu mehr Autos. Diese führen zu mehr Staus ohne Rettungsgasse. Doch eine sichere Zukunft für alle Verkehrsteilnehmer*innen ob motorisiert, auf dem Rad oder zu Fuß erreichen wir nur durch den Ausbau des ÖPNVs und von sicheren Rad- und Fußwegen und mit weniger Autos. Die Zukunft von VW, Benz und Co. liegt nicht nur in E-Autos oder Wasserstoff-LKWs, sondern auch in autonomen Shuttles, Straßenbahnen, Zügen und Bussen.

Im Jahr 2021 gab es in Deutschland 2562 Verkehrstote [4], das sind 7 Tote pro Tag. Diese gilt es in Zukunft zu verhindern mit einer Vision Zero. Keine Verkehrstoten mehr im Verkehrsbereich zu haben, ist machbar. Diese Vision erreichen wir auch mit dem Auto, aber nur wenn endlich die Alternativen gestärkt werden!


50 Ansichten

Keine Fussgängerüberwege in Sicht und keine Geschwindigkeitskontrollen.


Die Elterninitiative, die sich in Bezug auf die Verkehrssituation vor der Franklin Schule und auf ganz Franklin zusammengeschlossen hat, braucht Unterstützung. Die Angst um die Kinder, die sich morgens dort mit einem lebensgefährlichen Schulweg konfrontiert sehen, ist groß. Darum werden wir mit der Elterninitiative am Montag, 21.11.22 zwischen 7:30 und 8:15 Uhr die von der MWSP (Stadtentwicklungsgesellschaft Mannheim) vorgeschlagene "Lösung" des Problems umsetzen und uns als Lotsen vor der Schule engagieren, um die Kinder sicher über die Straßen zu begleiten. Wir freuen uns auf Eure Unterstützung. Worum es geht: Die Ankündigungen der Stadt Mannheim und der MWSP zur Infrastuktur auf Franklin wurden bis heute nicht umgesetzt. Seit 2019 gibt es die Franklin Schule. Eine entsprechende Verkehrsinfrastruktur zu schaffen, ist bisher nicht gelungen. Die MWSP gibt auf ihrer Homepage an: "Wie in jedem zukunftsweisenden Stadtteil wird auch die Mobilität der künftigen Bewohner*innen von Anfang an mitbetrachtet" [1]. Viel von der Umsetzung dieser Pläne in Bezug auf eine sichere Infrastruktur sieht man nicht. Als eine Maßnahme der Selbsthilfe hat die Elterninitiative einen sog. Laufbus [2] eingerichtet. Dabei werden Kinder vernetzt und laufen zunächst von Eltern begleitet in Gruppen zur Schule, wenn sie den Weg kennen ohne Eltern. Allerdings bleibt dann immernoch die gefährliche Verkehrssituation ohne gekennzeichnete Querungsmöglichkeiten auf sämtlichen Straßen von Franklin.

Am besten läßt sich die Situation über aktuelle Fotos beschreiben:

Elternteil überquert mit zwei Kindern die Straße.
Weg zur Franklin Schule

Es gibt keine Überwege über die Jefferson-Straße, obwohl dort gerade morgens und nachmittags viel PKW-Verkehr ist.

Situation vor der Einfahrt der Schule

Zudem fehlen - wie im gesamten Stadtgebiet - Geschwindigkeitskontrollen, denn das geforderte Tempo von 20 km/h wird nicht eingehalten von den Autofahrenden. Die Stadt wurde von betroffenen Eltern im Sommer 2020 dazu angeschrieben. Die Zusage vom 31.08.2020, mobile Blitzer dort aufzustellen, wurde nicht realisiert. Geändert hat sich an der Situation bis heute nichts.

Situation vor der Schule

Trampelpfad zur Schule

Vor und hinter der Schule queren Kinder die Straße, wenn es für sie sicher erscheint. Einen Überweg sucht man vergebens:

Die Situation vor der Schule ist das eine. Auf ganz Franklin sind weder Rad- noch Fußwege sicher oder erkennbar:


Dass Kinder im Straßenverkehr besonders gefährdet sind, ist bekannt. Die Statistik des Landes Baden-Württemberg gibt für die Jahre 2020-2021 über 1000 Kinder bis 10 Jahre als Unfallopfer im Straßenverkehr an [3]. Insgesamt verunglückten 2021 knapp 40.000 Menschen im Straßenverkehr, über 6000 davon waren schwerverletzt [4]. Zur Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr für alle Beteiligten wurde vom Land der Einführungserlass zu den Richtlinien für Fußgängerüberwege erweitert und im "Leitfaden zur Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen in Baden-Württemberg" [5] konkretisiert. Laut diesem Leitfaden sind Kinder überproportional häufig und schwer auf dem Weg zur Schule oder zum Spielplatz bei einem Verkehrsunfall zu Schaden gekommen. So waren 22 % aller im Jahr 2016 getöteten und schwerverletzten Fußgänger*innen in Baden-Württemberg jünger als 15 Jahre (S. 10). Die Gründe dafür sind laut Leitfaden [4] leicht verständlich: Aus dem Straßenseitenraum können Kinder wegen ihrer Körpergröße nicht über parkende Kraftfahrzeuge hinwegblicken. Die Kinder können keine Möglichkeiten zum Überqueren erkennen und auch für die Autofahrenden sind sie kaum erkennbar (S. 10). Die Höhe der Kühlerhauben der Autos heutzutage kommt erschwerend hinzu. Wenn es keine Überquerungsanlagen gibt, zeigt bis zu einem Drittel der Kinder im Grundschulalter riskantes Verhalten. Kindliches Fehlverhalten ist mit 50 % die Hauptursache für Fußgänger- und Radfahrerunfälle im Kindesalter. An Ampeln, Zebrastreifen und sonstigen Kreuzungen machen die Kinder seltener Fehler (6 %) (ebd.). Im Leitfaden [5] heißt es darum nicht ohne Grund, dass Zebrastreifen mit guten Sichtbeziehungen zwischen Kindern und Autofahrenen die Gefahr verringern, dass Kinder für Autofahrende überraschend auf die Fahrbahn treten (ebd.). Wir tolerieren nicht, dass die Stadt Mannheim den Kindern ihrer Stadt sichere Wege zur Schule und sichere Wege in ihrem Wohnviertel nicht gewährleistet. Insbesondere dann nicht, wenn Eltern sich in Sorge um ihre Kinder an die Stadt wenden, und dann aufgefordert werden, die Situation selbst zu lösen.


Bildquellen: Stefanie Heng-Ruschek; Marc Adam; Christopher Norman

923 Ansichten

Speckweg, Feudenheim, Innenstadt – überall begegnet man dem Mythos, wenn Parkplätze wegfallen, sei das der Tod für den Einzelhandel.

Dabei gibt es zahlreiche Studien, die das Gegenteil belegen. Schon im Jahr 2016 hat die AGFK Bayern einen Artikel veröffentlicht, in dem verschiedene dieser Studien vorgestellt und zusammengefasst werden (1). Es handelt sich um Untersuchungen aus Deutschland, Europa und dem außereuropäischen Raum. Es stellte sich heraus, dass Radfahrende mehr Geld ausgeben als Autofahrende; sie kaufen zwar weniger pro Einkauf, kommen dafür aber häufiger in die Geschäfte. In Summe lassen sie mehr Geld im Einzelhandel.

Es wird auch auf das sich verändernde Einkaufsverhalten hingewiesen: Nicht mehr das rein funktionale Einkaufen von Waren, sondern „Shopping“ als Event steht im Vordergrund, also die Kombination mit Flanieren, Kaffeetrinken, Begegnungen und Genießen. Dafür muss ein einladendes innerstädtisches Umfeld mit guter Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Das ist die große (und einzige) Chance für die Innenstädte, sich gegenüber den Grüne-Wiese-Einkaufszentren und dem online-Einkauf zu behaupten.



Mehr Aufenthaltqualität durch weniger Parkplätze am PARKing Day; Bildquelle: QEM


Während die städtischen Einwohner:innen größtenteils ohne Auto in die Innenstädte kommen, wird auf die nötige automobile Erreichbarkeit für Menschen aus dem Umland hingewiesen. Für diese Gruppe müsse ein Parkangebot in Parkhäusern zur Verfügung stehen und gleichzeitig Park&Ride-Möglichkeiten ausgebaut werden.


Die Geschichte wiederholt sich: In Mannheim wurden 1975 die Planken zur Fußgängerzone umgewidmet. Auch damals gab es einen Aufschrei des Einzelhandels, der den Untergang der Geschäfte prophezeite. Heute sind die Planken das Herzstück des Mannheimer Handels.


Für den Verkehr aus dem Umland stehen ausreichend Parkhäuser zur Verfügung, die Zufahrten sind alle frei. Was viele nicht wissen: Die Parkhäuser sind preiswerter als das Parken am Straßenrand. Letzteres kostet pro Stunde 3,60 € (2), im Parkhaus zahlt man zwischen 1,50 und 2,20 €. Parkt man länger, werden Parkhäuser relativ noch billiger (3). Die Parkhäuser sind durchschnittlich nur zu 60% ausgelastet. Das Parkleitsystem weist den Weg zu freien Plätzen (4).


Unsere Gesellschaft funktioniert nach dem marktwirtschaftlichen System. D.h., der Preis für eine Ware oder Dienstleistung richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Straßen, Wege und Plätze sind öffentlicher Raum, der in erster Linie der Teilhabe aller Stadtbewohner:innen an gesellschaftlichem Leben dienen muss. Öffentlicher Raum ist ein knappes Gut, demzufolge muss Parken im öffentlichen Raum (Straßenrand, Gehweg, Plätze) mit zunehmendem Flächenbedarf teurer werden.


An einem Samstag im Sommer war ich in der Innenstadt. Sie war gut besucht. In der Fressgasse waren erste positive Auswirkungen des Verkehrsversuchs erkennbar: Es waren weniger Autos unterwegs als früher, die Menschen genossen in der Außen-gastronomie bei schönstem Sommerwetter Eis und Kaffee. Bisher habe ich vor allem samstags nachmittags die Innenstadt gemieden, da mir der Autoverkehr, besonders die Poserszene in der Kunststraße, zuviel Stress verursacht hat. Mit der sich abzeichnenden Beruhigung gewinnt die City vielleicht für mich wieder mehr Attraktivität.


(1) AGFK-WirtschaftsRad_2016.pdf

(2) https://www.rnz.de/region/metropolregion-mannheim/mannheim_artikel,-mannheim-parken-am-strassenrand-wird-doppelt-so-teuer-_arid,525714.html

(4) https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-mannheim-digitales-parkleitsystem-voraussichtlich-ab-august-2022-_arid,1828403.html

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