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L14 / L12 – viele Radfahrende kennen diese Straße nur zu gut. Sie ist eine wichtige Verbindung vom „Suezkanal“ (Tunnelstraße) in die Quadrate. Viel Radverkehr läuft durch diese Straße, da der parallel verlaufende Ring nicht radverkehrstauglich ist. Auf dem Kaiserring gibt es beidseitig keinen Radweg - von baulich getrennter Radinfrastruktur ganz zu schweigen. Ob diese Variante allerdings sicherer ist, als den vielbefahrenen Ring ohne Radweg zu nutzen, ist fraglich.

Beidseitig beparkte Straße, die in beide Richtungen befahren werden kann. Dabei kommen zwei Autos nicht aneinander vorbei. Ein drittes Auto steht in einer Einfahrt und will auf die Straße einfahren
L14/ L12 - Innenstadt (Quelle QEM)

Auf dem Foto ist eine alltägliche Situation zu sehen. Das Schauspiel erinnert an das Bild der zwei Esel auf einer schmalen Brücke, auf der nur für einen Esel Platz ist. Allerdings sind es hier gleich drei, die sich diese Straße teilen wollen. Taxen und Lieferdienste nutzen diese Straße gern und oft als „Abkürzung“. Ein Krankenwagen passt gerade so durch. Die Feuerwehr nur selten. Die Ecken sind fast durchgehend zugeparkt und die von grün auf gelb springende Ampel motiviert so manchen, kräftig und ohne Rücksicht aufs Gas zu drücken. Fußgänger*innen und Radfahrende sind auf diesem Abschnitt extrem gefährdet.


Die Konfusion auf diesem Bild ist exemplarisch für die gesamte Mannheimer Innenstadt, wie auch die Vororte:

  • liegende Kreuze, gleich zwei im Bild, die in der StVO keinerlei Bedeutung mehr haben, für die die Stadt Mannheim allerdings keinerlei Notwendigkeit sieht, diese zu entfernen, um das Schilder- und Zeichen-Wirrwarr etwas zu entschärfen

  • eine Mülltonne, die den Gehweg einschränkt (warum steht diese nicht auf der viel breiteren Straße?)

  • ein PKW im absoluten Halteverbot

  • mehrere PKW im eingeschränkten Halteverbot

  • beidseitige Dooring-Zone

  • unübersichtliche Gestaltung

  • zugeparkte und damit sehr schlecht einsehbare Kreuzungsecken

All das verhindert nicht nur eine uneingeschränkte Sicht für den Radverkehr, sondern sorgt ebenfalls dafür, dass Radverkehr gar nicht erst gesehen werden kann. Im Polizeibericht zum Unfall mit Radfahrer*in heißt es dann wieder Auto verletzt Radfahrerin (man beachte auch: stets wird beim Auto als Verursacher gesprochen und nicht von dem Menschen der das Auto steuert und die Verantwortung dafür trägt). Hinzu kommt, dass in diesem, für Mannheim typischen Klima allgemeingültige Verkehrsregeln wie rechts vor links scheinbar ihre Gültigkeit verlieren, insbesondere dann, wenn man zwar Vorfahrt, aber nur ein Fahrrad hat.


Als Entschärfungen denkbar wären:

  • Einbahnstraßenregelung

  • evtl. nur einseitiges Parken

  • Ahndung von Falschparkern

  • Übersichtlichere Gesamtsituation durch die Reduzierung von unnötigen Schilden und Verkehrsmarkierungen (wären legale Parkplätze farblich markiert, wäre im Umkehrschluss ein Parken außerhalb dieser Flächen nicht erlaubt und die Halteverbotsschilder würden überflüssig werden)

  • Lückenschluss am Kaiserring und Einrichtung, sicherer Fahrrad-Infrastruktur

Das "Radverkehrsnetzkonzept, Lückenschlüsse an Hauptverkehrsstraßen, dem 21-Punkte-Handlungsprogramm zur Förderung des Radverkehrs" [1] schon 2010 geplant, sieht vor, den Lückenschluss Nr. 19 am Kaiserring umzusetzen. In den letzten 12 Jahren ist es der Stadt Mannheim offensichtlich nicht möglich gewesen, ausgerechnet das Stück Radweg zu ergänzen, das jedem Besucher, der mit dem Rad nach Mannheim kommt, eine sichere Fahrt in die Innenstadt zu ermöglichen.

Quelle

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Bisher müssen Gemeinden eine konkrete Gefahrensituation, wie z. B. vor Schulen und Altenheimen, benennen, um auf Straßen ein Tempolimit von 30 km/h zu erlassen (§ 45, Abs. 9 StVO). Obwohl hinreichend bekannt ist, dass eine überhöhte Geschwindigkeit als Unfallursache Nr. 1 gilt [1, 2], ist es erschreckend, dass nicht öfter Tempolimits insbesondere innerorts eingeführt und auch konsequent geahndet werden.



Tempo 30 Schild, darunter Schild Luftreinhaltung, darunter Schild geteilter Fußgänger- und Radweg, an einem Pfosten, vor blauem Himmel
Tempo 30 Anordnung mit Begründung Luftreinhaltung

Eine positive Wende könnte sich in Mannheim einstellen: Ralf Eisenhauer, Mannheimer Bürgermeister für Bauen, Planung, Verkehr und Sport fordert nun mehr Kompetenzen für die Kommunen bei der Festsetzung von Tempolimits, um dem Bedürfnis nach gesteigerter Verkehrsicherheit, Lärmschutz und lebenswertem Umfeld nachzukommen.

Wir begrüßen es, dass sich die Stadt Mannheim im Dezember 2021 einer Initiative von bereits über 60 Kommunen angeschlossen hat, welche Modellversuche zu Tempo 30 auf einzelnen Straßen einführen wollen. Die Gründungsmitglieder der Städteinitiative Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten sind Aachen, Augsburg, Freiburg, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm. Neu dazugekommen sind unter anderem Wolfsburg und Bonn. Noch fehlen den Städten die gesetzlichen Vorgaben dafür, doch das große Interesse spricht für sich.

Es lohnt sich hier der Blick nach Belgien. So hat die Hauptstadt Brüssel bereits im Januar 2021 Tempo 30 flächendeckend eingeführt. Die Bilanz nach einem Jahr zeigt, wie erfolgreich die reduzierte Höchstgeschwindigkeit ist: Bei gleichbleibenden Fahrt- und Reisezeiten nahm die Lärmbelastung ab und die Zahl der Todesopfer im Verkehr wurde halbiert.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing äußerte sich gegenüber dem Tagesspiegel positiv, dass Städte Tempo 30 flexibler anordnen können sollen. Lasst den Worten Taten folgen!


Quelle:

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Seit 2009 erhebt das SINUS-Institut für Markt- und Sozialforschung mit Sitz in Heidelberg im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums den Fahrradmonitor Deutschland – eine Befragung zum Stimmungsbild der Radfahrer*innen [1]. 2021 wurden erstmals auch 300 Bewohner*innen der Stadt Mannheim im Alter zwischen 14 und 69 Jahren befragt.

Die Daten für Mannheim zeigen, dass die Situation für Radfahrende verbessert werden sollte [2].


Friedrichsplatz/Rosengartenplatz: Radweg der auf die Straße in den fließenden Verkehr umgeleitet wird
Friedrichsplatz/Rosengartenplatz: genau so sollte Verkehrsführung nicht aussehen - Radverkehr wird ohne Vorwarnung über Metalltrenner in den fliessenden Verkehr geführt

Zentrale Ergebnisse der Befragung hinsichtlich der derzeitigen Verkehrspolitik bestätigen die fünf dringlichsten Forderungen an die Politik:

  • 56% der Befragten wünschen sich mehr Radwege

  • 78% bewerten "protected bike lanes" positiv

  • Eine bessere Trennung der Radfahrenden von den PKW-Fahrenden (55%) und den Zufußgehenden (48%) wird als dringlich erachtet

  • Zudem sollen mehr Schutz -und Radfahrstreifen eingerichtet werden (46%)

  • Der Belag der Radwege ist verbesserungsbedürftig (45%)

  • Es braucht mehr Fahrrad-Abstellanlagen (45%)

Diese Ergebnisse passen zu den Antworten hinsichtlich der Sicherheit im Straßenverkehr für Radfahrende. Als Gründe, warum man sich in Mannheim als Radfahrende (eher) nicht sicher fühlt, werden v. a. folgende genannt:

  • 65% sehen rücksichtslose Autofahrer als sicherheitsgefährdend

  • für 63% ist zuviel Verkehr auf den Straßen und

  • 57% fühlen sich durch die Gefahr von sich plötzlich öffnenden PKW-Türen von parkenden Fahrzeugen um die Sicherheit im Straßenverkehr gebracht.

Positiv hervorzuheben ist, dass eine vergleichbar große Gruppe, nämlich 75% der Befragten, die Errichtung von Radschnellwegen begrüßt. Durch Radschnellwege ergeben sich zudem große Rad-Pendelpotenziale, die wiederum die gesamte Stadt entlasten könnten:

  • 27% der Nicht-Rad-Pendelnden in Mannheim würden das Fahrrad nutzen, wenn es Radschnellwege auf ihrem Weg zur Arbeits-/ Bildungsstätte geben würde

  • 74% der Rad-Pendelnden in Mannheim würden das Rad häufiger nutzen als bisher.

Unklar ist, wie genau sich die recht kleine Zahl der 300 befragten Mannheimer*innen zusammensetzt und wie diese ausgewählt wurden. Die Angabe, dass 11% einen Pop-Up-Radweg benutzt haben (Seite 13) scheint uns etwas hoch. In Mannheim gab es fast keine Radwege dieser Art. Für 2021 ist uns ein Pop-Up-Radweg bekannt vom 04.06. am Luisenring, welcher allerdings von sehr kurzer Dauer war: Die Genehmigung lief nicht länger als einen Tag (2021-06-04 Luisenring, 2020-06-26 Kaiserring). Vielleicht haben die Befragten Pop-Up-Radwege in anderen Städten benutzt? In diesem Zusammenhang fällt Mannheim daher eher negativ auf.

Überrascht waren wir darüber, dass 60% der Befragten die Kommunalpolitik als fahrradfreundlich bezeichnen (Seite 10).


Nicht nur uns ist das aufgefallen: das Bündnis Fahrradstadt Mannheim hat die Ergebnisse der Sinus-Studie analysiert. Fazit: Nein, Mannheim ist leider kein Fahrradparadies.


Wir haben beim Sinus-Institut eine Anfrage zu unklaren Angaben gestellt, diese wurde leider nicht beantwortet.


Vor dem Hintergrund, dass das 2010 beschlossene 21 Punkte Programm auch 12 Jahre später in den wichtigsten Punkten nicht umgesetzt worden ist, können wir die im Monitor genannte Fahrradfreundlichkeit Mannheims nicht bestätigen. Das Programm sah zum Beispiel folgendes vor:

  • Alle für den Radverkehr relevanten Hauptverkehrsstraßen werden mit Radverkehrsanlagen ausgestattet. Ein Maßnahmenprogramm wird erstellt

  • Neben den Hauptverkehrsstraßen wird bis 2020 unter Einbeziehung der bestehenden Routen ein Rad- routennetz über das gesamte Stadtgebiet ausgebaut

Ein stimmiges Radroutennetz sucht man in Mannheim 2022 immer noch vergebens. Von den 21 Punkten wurden gerade 4 Punkte erfüllt. Diese vier Punkte sind diffus und haben wenig konkretes nach sich gezogen:

  • Mannheim als Geburtsstadt des Fahrrads positioniert sich auch überregional

  • Die Stadt Mannheim arbeitet aktiv in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen Baden-Württemberg (AGFK-BW) mit

  • Die nationalen Planungsrichtlinien für Radverkehr werden verbindlich eingeführt

  • Bei allen Straßenbaumaßnahmen sind die Belange des Radverkehrs zu beachten.

Auch beim Lückenschlussprogramm gibt es noch viel zu tun. Hier eine Übersichtskarte von Oktober 2021 zum aktuellen Stand. Leider sind auf der Webseite der Stadt Mannheim keine detaillierteren Informationen zum Lückenschlussprogramm zu finden.

Es gibt also weiter viel zu tun. Wir würden uns von der Stadt vor allem mehr Transparenz und bessere Dokumentation des aktuellen Geschehens wünschen, um einen konstruktiven Dialog mit der Zivilgesellschaft zu ermöglichen.



Quellen

[2] Fahrrad-Monitor 2021. Aufstockerbericht Mannheim von Dezember 2021 im Auftrag der Stadt Mannheim durch das Sinus-Institut.





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