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Der ADFC Fahrradklima-Test [1] für das Jahr 2022 ist da. Bei der 10. Ausgabe des ADFC-Fahrradklima-Tests haben rund 245.000 Radfahrende teilgenommen. Das sind 15.000 mehr als 2020 – und so viele wie nie zuvor. Sie haben 1.114 Städte und Gemeinden bewertet.

Die Ergebnisse für Mannheim


Von Platz 6 auf Platz 12 in nur 2 Jahren (Städte 200 - 500 k Einwohner*innen) abgerutscht und in der Bewertung von Note 3,9 auf 4,0 verschlechtert [2]. Die Veränderung ist nicht so groß, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Leider muss man vor allem Stagnation konstatieren für Mannheim.


Fahrradklimatest Mannheim: Entwicklung seit 2012 - Stagnation auf Schulnote 4,0
Fahrradklimatest Mannheim: Entwicklung seit 2012 - Stagnation auf Schulnote 4,0

Stärken und Schwächen in der Einzelbewertung, Seite 1 [2]
Stärken und Schwächen Mannheim, Seite 1 [2]

Auch wenn die Öffnung der Einbahnstraßen für Radverkehr, sowie der Fahrradverleih an festen Stationen positiv abschneiden, sind die Problemthemen seit Jahren bekannt und wären mit etwas politischem Willen lösbar. Und auch die geöffneten Einbahnstraßen sind nicht völlig unproblematisch, da durch die immer größer werdenden Autos im Fall von beidseitigen Parkständen, es schnell zu gefährlichen Situationen kommen kann und noch immer nicht alle Autofahrer*innen wissen, dass diese Regelung überhaupt existiert. In Deutschland gibt es weder Schulungen noch wiederkehrende Führerscheinprüfungen.


Wer Mannheim kennt, weiß um die Falschparkerproblematik. Es ist nicht möglich einen Weg in Mannheim zurückzulegen, sei es zu Fuss oder mit dem Rad, ohne über reihenweise Falschparker zu stolpern oder im Slalom um diese herumzufahren. Die beste Infrastruktur hilft nicht, wenn am Ende ein Kfz auf dem Radweg steht oder an fast jeder Kreuzung die Sichtbeziehungen durch Falschparker blockiert sind.


Gleiches gilt für Planung und Genehmigung von Baustellen. Die Schilder "Radfahrer absteigen", die seit Monaten beidseitig auf dem Radweg der Kurpfalzbrücke stehen, sind nur schwer an Zynismus zu überbieten.


Sowohl Falschparkerahndung, als auch Baustellenplanung / -genehmigung obliegt dem Fachbereich 31, welcher Dezernat I und damit CDU OB-Kandidat Christian Specht untersteht. Seit 2007 [3] leitet Christian Specht den Fachbereich Sicherheit und Ordnung. Eine Frage, die im OB-Wahlkampf noch nicht Thema war, wäre, wie es in Mannheim sein kann, dass bezüglich Falschparkern seit Jahren keinerlei Besserung erkennbar ist.


Erstaunlich ist auch, dass in Mannheim, trotz der Grünen als stärkster Fraktion im Gemeinderat [4], ein Abstieg um 6 Plätze im Ranking zu verzeichnen ist. Trotz der vielen Probleme, die auch im Fahrradklimatest dokumentiert sind, ließ sich das Verkehrsministerium BW nicht nehmen, Mannheim als fahrradfreundliche Kommune auszuzeichnen. [5] Man könnte meinen, es würden falsche oder viel zu schwache Parameter angesetzt, die zur fahrradfreundlichen Kommune qualifizieren. Möglicherweise ist eine solche "Auszeichnung" auch genau der falsche Anreiz und eine fatale Bestätigung eines "weiter so" wie bisher.

Spaß oder Stress und Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer: Entwicklung seit 2012 - man sieht, dass Spaß oder Stress sich von 3,4 auf 4,0 verschlechtert hat in den letzten 10 Jahren und die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer stabniert zwischen 3,9 und 4,1 auf einem schlechten Wert
Spaß oder Stress und Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer: Entwicklung seit 2012

Möglicherweise hat diese Verschlechterung auch mit dem zunehmend aggressiven Verhalten von Autofahrer*innen zu tun. Sollte dem so sein, ist es um so wichtiger, dem Einhalt zu gebieten, aber auch 2023 hört man in Mannheim täglich Poser und kann durch die Innenstadt rasende Kfz beobachten. Geahndet wird in den seltensten Fällen.


Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dass auch in Mannheim benutzbare Infrastruktur entsteht, auch für schwächere Verkehrsteilnehmer. Wenn 65 % der Befragten angeben, dass Radfahren in Mannheim Stress ist und sich über die letzten 10 Jahre dieser Wert von 3,4 auf 4,0 verschlechtert [6] hat, gibt es noch viel zu tun.


Unterstütze unser Bürgerbegehren. Dein Rückporto übernehmen wir: https://innn.it/QuadRadEntscheid-Mannheim


Komm zu uns auf Signal


[1] https://fahrradklima-test.adfc.de/ergebnisse

[2] https://fkt.object-manager.com/data/2022/Mannheim_8222000_FKT2022.pdf

[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Specht_(Politiker)#Politische_Karriere

[4] https://www.mannheim.de/de/stadt-gestalten/politik/wahlen-und-abstimmungen/ergebnisse/gemeinderatswahl

[5] https://www.mannheim.de/de/nachrichten/auszeichnung-fuer-den-radverkehr

[6] https://fkt.object-manager.com/data/2022/Mannheim_8222000_FKT2022.pdf Seite 8

419 Ansichten

Das abrupte Ende des Mannheimer Verkehrsversuchs lässt für die schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen nichts Gutes erahnen. Es droht eine weitere Zunahme aggressiven Autoverkehrs, nicht nur in der Innenstadt. Auch in den Randbezirken leiden insbesondere Fußgänger*innen zunehmend unter zunehmendem Kfz-Verkehr, immer größeren, schwereren und schneller fahrenden Autos sowie massiv zugeparkten und damit extrem verengten Gehwegen.


Gründungsmitglieder der Ortsgruppe FUSS e. V. Mannheim (von links nach rechts zu Füßen von Friedrich Schiller, der oft die B3 nach Oggersheim lief: Gerhard Fontagnier, Ines Johneleit, Patrick Bernhagen und Manfred Hetzel, Jutta Schroth leider nicht auf dem Bild) (Foto: Fuss e.V. Mannheim)


Um diesen enttäuschenden Entwicklungen entgegenzuwirken, haben sich die ersten Mannheimer*innen in einer Ortsgruppe des Fachverbands Fußverkehr Deutschland (FUSS e.V.) zusammengefunden. Die neue Gruppe setzt sich u.a. für schnellere, häufigere und längere Grünphasen für Fußgänger*innen, mehr und bessere Fußgängerüberwege und barrierefreie, sichere und geräumte und unbeparkte Gehwege ein. Um Behinderungen und Gefährdungen von Fußgänger*innen, insbesondere von älteren Menschen, Kindern und Menschen mit eingeschränkter Mobilität zu vermeiden, müssen außerdem die Gehwege in Mannheim das Regelmaß von 2,50 Meter Breite erfüllen. „Das ist notwendig, damit Fußgänger*innen sicher aneinander vorbeikommen und sich niemand an Hauswand oder Bordsteinkante drängen oder gar auf die Fahrbahn ausweichen muss. Außerdem fordern wir die Erweiterung der Fußgängerzonen in der Innenstadt und die Schaffung solcher Zonen in den Stadtteilen“, so Patrick Bernhagen, der gemeinsam mit Gerhard Fontagnier, Ines Joneleit, Manfred Hetzel und Jutta Schroth die Mannheimer Ortsgruppe des FUSS e.V. ins Leben rief.


Der junge Ortsverband sucht weitere Mitstreiter*innen. Wer sich für die Rechte der Fußgänger*innen und eine menschenfreundliche Infrastruktur einsetzen möchte, kann die Gruppe per E-Mail (mannheim@fuss-ev.de) kontaktieren.


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Gastbeitrag vom 13.03.2023


Heute war ein trauriger Tag für Mannheim und für die Demokratie. Für mich wäre es beinahe mein letzter gewesen, weil ich um Haaresbreite von einem Auto umgefahren wurde. Das Auto kam aus dem aktuell immernoch abgesperrten Teil der Fressgasse gerast. Nach Ansprache des Fahrers wurde ich in einem hämischen Ton darauf hingewiesen, dass der Verkehrsversuch ja beendet sei und er fahren könne, wo er wolle. Ich sollte doch gefälligst meine Klappe halten, wenn ich keine Ahnung hätte. De facto ist der verkehrssichere Rückbau noch nicht abgeschlossen und die Schranke noch geschlossen.

Absperrung recht, Absperrung links, Radweg aufgezeichnet dazwischen, Straße gut querbar, Autofahrer überholt Radfahrerin rechts und schneidet ihr den Weg ab
Beginn des Verkehrsversuchs, Mai 2022, C1/ D1 Richtung Stadthaus N1, Bildquelle: QEM

Diese Situation beschreibt für mich gut, welche Stimmung sich in den letzten 12 Monaten aufgebaut hat. Ich spreche vom Verkehrsversuch in der Mannheimer Innenstadt, der offiziell am 11.03.2022 begann, aber erst im Mai 2022 komplett fertiggestellt wurde und am 13.03.2023 vorzeitig durch eine undemokratische Entscheidung in Hinterzimmern des Rathauses auf Kosten der Anwohner rückgängig gemacht worden ist.


Seit Beginn der Sperrung hat sich für mich eine neue Lebensqualität eingestellt. Als direkte Anwohnerin am Verkehrsversuch bin ich von der Sperrung betroffen. Auf einmal konnte ich an ruhigen Tagen auch mal mit offenem Fenster arbeiten, Vögel zwitschern hören und morgens frische Luft anstatt Abgase zum Fenster reinlassen. Die Ohrenstöpsel, die ich seit 3 Jahren nachts brauche, muss ich zwar immernoch benutzen, weil die Poser in der Marktstraße laut genug sind, aber immerhin waren die Phasen des Durchschlafens länger, die chronischen Schlafbeschwerden gingen langsam zurück. Am Wochenende sah man Kinder im verkehrsberuhigten Bereich spielen, die Bänke wurden intensiv von vielen Leuten zur Mittagspause oder zum kurzen Ausruhen genutzt. Die Fahrradkuriere entdeckten die Tische als neue Schlafmöglichkeiten für einen kurzen Power-Nap. Der Dönerladen direkt hinter der Schranke konnte nun auch draußen Sitzplätze anbieten und hatte sichtbar für mehr Kunden Platz.

Im Laufe des Verkehrsversuchs bot sich ein wahrliches Schauspiel: Autofahrer*innen stoppten, stiegen aus und schoben die zuerst provisorischen Absperrungen weg, um weiter durch die Marktstraße in der neuen „Fahrradstraße“ fahren zu können. Lautes Quietschen war auf die Autos zurückzuführen, die auf den Absperrungen zum Schutz der Fahrradfahrer*innen parkten. Der Lieferdienst eines Ladenbetreibers lieferte sich regelmäßig Schlagabtausche mit Fahrradfahrer*innen, die fast von ihm gerammt wurden, weil er den Fahrradweg als Parkplatz verwendete. Eine Freundin, die zu Besuch war, bezeichnete nach einem Tag in Mannheim das Fahrradfahren in der Mannheimer Innenstadt als lebensgefährlich.


Radfahrerin in Gefahr - in der Halteverbotzone links öffnet ein LKW-Beifahrer die Tür, rechts von der Radfahrer*in eine Autoschlange, die sich durch die eigentlich verkehrsberuhigte Zone drängelt.
Beginn des Verkehrsversuchs, Mai 2022, C1/ D1 Richtung Stadthaus N1, Bildquelle: QEM

Die Idee der Verkehrsberuhigung die viele Bürger*innen in der Hoffnung an eine langfristige Aufwertung der Aufenthalts- und Lebensqualität in der Innenstadt untersützt haben, scheiterte an ihrer Umsetzung. Und für das, was die Stadt im Vorfeld angekündigt hatte, war es einfach nur ein Witz, dass trotz der vielen Hinweise, Anrufe, Emails und Beweisfotos von Anwohner*innen nicht nachgebessert wurde. Alle sogenannten Nachbesserungen führten nur dazu, dass die Ausweichmanöver der Autofahrer*innen noch verrückter und absurder wurden. Erst nach der dauerhaften Installation von Absperrungen in der Kunststraße konnten diese Manöver einigermaßen eingeschränkt werden, in der Marktstraße aber kaum.


Straßensperre auf rechter und linker Seite der Straße, auf den Gehweg gezogen, PKW kann passieren, Bildquelle: QEM
Straßensperre zwischen E1/ E2, die auf den Geh- und Radweg gezogen wurde, Mai 2022; Bildquelle: QEM

Für mich bedeutet das Wort „Versuch“, dass man Dinge ausprobiert und mutig an Sachen herangeht. Dass man auch bereit ist, Fehler einzugestehen und konsequent nachbessert, um langfristig und unter fairen Bedingungen Verbesserungen zu platzieren. So kann die Gewöhnung an eine neue Situation erleichtert werden. Dass man das Ganze wissenschaftlich begleitet und alle beteiligten Gruppen miteinbezieht, egal wie viel Geld und Wahlstimmen auf dem Spiel stehen, hatte ich erwartet.

Während viele Städte auf der ganzen Welt mutig vorangehen, versteckt sich Mannheim hinter konservativen und sturen Einzelhändlern, die mit unlogischen, falschen und aus der Luft gegriffenen Argumenten versuchen, ihre Meinung mit aller Gewalt durchzusetzen. Liebe Einzelhändler: die Folgen der Pandemie, sowie des Online-Handels sind natürlich schlimm, aber das heißt noch lange nicht, dass man das auf eine Sperrung schieben kann, die keinerlei Einschränkungen hervorruft, wenn trotzdem alle Parkhäuser gut fußläufig erreichbar sind.


Die Stadt Mannheim sollte Ideen und Konzepte wählen, die für Anwohner*innen, Besucher*innen und den Einzelhandel das Bestmögliche bieten. Wir als Anwohner*innen wurden weder gehört noch einbezogen, obwohl wir kontinuierlich den Kontakt gesucht haben. Ich habe Herrn Eisenhauer vor langer Zeit eingeladen, auch nur mal einen Tag bei uns in der Wohnung zu verbringen, um den Lärm, die schlechte Luftqualität und die damit verbundene physische Belastung zu erleben und nachvollziehen zu können. Doch es passiert nichts. Ich habe auch Videos von grundlosen Hupkonzerten und Autokorsos an Samstagabenden geschickt. All das wird nun wieder zurückkommen.


In diesem Zusammenhang macht es mich wütend, dass für die nachhaltigste BUGA aller Zeiten geworben wird [1]. Die Zeit der BUGA zu nutzen, um den Besucher*innen auch eine klimafreundliche Innenstadt anbieten zu können, mit dem Verkehrsversuch und einem vorab eingerichteten Parkleitsystem, diese Chance scheint die Stadtverwaltung verpasst zu haben.


Um es kurz zu machen: Stadt Mannheim, es reicht! Wir Anwohner wollen endlich unsere Wertschätzung und Recht auf Lebensqualität.

Es reicht!


Unterstütze unser Bürgerbegehren. Dein Rückporto übernehmen wir: https://innn.it/QuadRadEntscheid-Mannheim


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[1] https://buga23.de/beste-aussichten

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