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Zukunftsfähig und Sicher in der Fressgasse (ADFC Gastbeitrag)

Wir veröffentlichen die Stellungnahme des ADFC Mannheim zu den im Rahmen von FutuRaum geplanten Anpassungen in der Fressgasse. Wir begrüßen die Wünsche des ADFC und möchten ergänzen, dass das einzig wirksame Mittel, nur Zielverkehre hereinzulassen, die Durchfahrt verhindernde Maßnahmen sind - also Maßnahmen, wie sie im Verkehrsversuch nachweislich erfolgreich getestet wurden. Andernfalls wird es weiter Durchgangsverkehre innerhalb der Quadrate geben.


Die Stellungnahme benennt klar die derzeitigen Probleme und zeigt Lösungen und Verbesserungen auf. Unser Dank gilt den Autoren, die uns den Text bereitgestellt haben.



Sehr geehrte Damen und Herren,


aus dem Bericht über die vierte City Factory unter futuraum-mannheim.de entnehmen wir:

„Einigkeit herrschte darüber, dass es zu einer Entschleunigung in der Fressgasse kommen und der Durchgangsverkehr reduziert werden müsse. Besucherinnen und Besucher sollten die Parkhäuser nutzen, so dass ein Teil der Parkplätze in der Fressgasse entfallen könnte.

Allerdings sollten Lieferanten, Handwerker und Patienten weiterhin auch die Möglichkeit zum Parken in der Fressgasse erhalten. Freiwerdende Parkflächen sollten entsiegelt und begrünt werden, alternativ könnten auf den freiwerdenden Flächen Bügel für Fahrräder oder Abstellflächen für E-Scooter entstehen, um mehr Ordnung in der Fressgasse zu schaffen“.


In Ergänzung zu den hier für den PKW-Verkehr definierten Zielen, ist aus unserer Sicht nicht nur eine Verbesserung der Sicherheit des Radverkehrs in der Fressgasse unerlässlich, sondern es sollte im Hinblick auf die zunehmende Ausstattung der Radfahrenden mit Pedelecs die Fressgasse zukunftsfähig gestaltet werden.


Die Zunahme der Pedelecs und ein daraus resultierender Umstieg auch für längere Strecken vom Auto auf das (E-)Fahrrad ist dabei Grundlage unserer Überlegungen. Schaut man sich den Wochenendverkehr z.B. nach Speyer an, dann sind dort fast 50% der Radfahrenden mit dem Pedelec unterwegs, zusätzlich nimmt dieser Freizeitverkehr deutlich zu, die Radwege sind teilweise wesentlich voller als in früheren Jahren. Zudem kann ein Großteil der Radfahrenden als Radfahrer*innen im Alter 60+ wahrgenommen werden, bisher die klassischen PKW-Fahrer*innen.


Um diese Umsteiger*innen auch in die Fressgasse zu locken und nicht nur an die Freizeitorte der Umgebung, benötigt es eine deutliche Attraktivierung des Radverkehr in der Innenstadt. Dafür wurden am Ring, in der Bismarckstraße und in der Augustaanlage durchaus schon Grundlagen geschaffen. Für den Einzelhandel in der Innenstadt wird es jedoch wesentlich sein, dass die gutsituierten Bürger aus Sandhofen, Käfertal, Feudenheim, Seckenheim, Neckarau und Lindenhof – um nur ein paar der bürgerlichen Stadtteile exemplarisch zu nennen – zukünftig bereit sind, die Innenstadt mit der neu gewonnenen Freiheit der Pedelecs anzufahren.


Dort können dann die eingeübten Verhaltensweisen aus den Freizeitorten der Umgebung genutzt werden – Hinfahren, absteigen, bummeln, etwas zu sich nehmen, ausruhen, wieder zurückfahren. Kombiniert mit guten Abstellmöglichkeiten auch für teure Pedelecs könnte dies ein Teil der neuen Innenstadt-Attraktivität werden, die vor einem Aussterben bzw. vor dem Kollaps im Autoverkehr schützt.


Um diese grundsätzliche Umsteigemöglichkeit zu fördern und damit den Handel in der

Innenstadt zukunftsfähig aufzustellen ist aus unserer Sicht für die Sicherheit und

Unbeschwertheit des Radfahrens folgendes notwendig:


1. Einfahrt in die Fressgasse

Vom Friedrichsring kommend ist es für Radfahrende fast unmöglich verkehrssicher rechts abzubiegen. Der rotmarkierte Fahrradweg führt die Radfahrenden gerade aus in Richtung Kaiserring. Da auf Grund der Ampel sich rechts vom Fahrradweg die PKW aufstellen, ist ein geordnetes Einfahren in die Rechtsabbiegerspur nicht möglich.

Abhilfe sollte ein rot markierter Radaufstellstreifen vor der PKW-Haltelinie schaffen. Dies ist ohne größere Probleme möglich, da bis zur Fußgängerüberquerung noch genügend Platz vorhanden ist.


2. Fahrradstreifen in der Fressgasse zwischen P7/Q7 und P6/Q6

Der Radstreifen, der bisher auf der rechten Seite verläuft, hat eine durchaus vernünftige

Breite, durch die Anordnung rechts von der Kraftfahrzeugspur kommt es jedoch häufig zu für Radfahrende gefährdenden Situationen:


a) Rechtsabbieger in das Parkhaus bei Q7 queren die Radspur, oft ohne wahrzunehmen, dass sie im Stau langsamer sind als Radfahrende, die damit von hinten überholen

b) Rechtsabbieger bei Q5/Q6 überqueren ebenfalls den Radstreifen, auch hier oft ohne zu schauen und schneller vorwärtskommende Radfahrer*innen übersehend.

c) Rechtsabbieger bei Q5/Q6 halten häufig auf den Radweg an, besonders, wenn Fußgänger*innen von Q5 nach Q6 queren und diese Vorrang vor dem Abbiegeverkehr haben.

d) Lieferverkehr kann die ihn vorgesehenen Parkbuchten nicht nutzen, da sie in der Regel von parkenden PKWs zugestellt sind, was zum Halten und Be- und Entladen auf dem Radweg führt.

e) Für Personen-Ein- und -Ausstiegshalte von PKWs wird ebenfalls sehr häufig die Radspur wiederrechtlich genutzt.


Im Ergebnis ist die von der Breite gut angelegte Radspur nur mit sehr hoher Konzentration und immer mit der Gefahr, geschnitten zu werden, oder auf die PKW-

Spur ausweichen zu müssen, befahrbar. Wir möchten an dieser Stelle explizit darauf

hinweisen, dass die Kollision von PKW und Rad in aller Regel für die Insassen des

PKW vollkommen ungefährlich sind, für Radfahrende jedoch in aller Regel mit

schwerwiegenden Folgen verbunden sind.


Abhilfe kann und muss aus unserer Sicht dadurch geschaffen werden, dass der

Radstreifen links von der PKW-Spur verläuft. Um dies zu ermöglichen muss ein echter

Radweg mit einem Bordstein, Pollern oder Grünstreifen abgetrennt werden. Daraus

ergibt sich dann die zusätzliche Möglichkeit die PKW-Spur ganz nach rechts zu legen

und nicht vor der Einfahrt nach Q7 oder vor dem Quadrat Q6 zweispurig oder

eineinhalbspurig zu fahren. Die gewonnene Fläche sollte begrünt werden, ähnlich wie

dies auf dem Willi-Brandt-Platz mit abgegrenzten Pflanzenflächen geschehen ist.

Es müssten aktuell dadurch ca. 6 Parkbuchten auf der linken Seite der Fressgasse

wegfallen. Da in die Tiefgarage Q7 genauso wie in die Straße zwischen Q6/Q5

eingefahren werden kann, damit alle Parkhäuser erreichbar sind, sollte dies kein

Problem sein. Zudem sollte die, durch das Wegfallen der Parkbuchten freigewordene

Fläche, entsiegelt werden.


3. Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich zwischen P5/Q5

Da zwischen den Quadraten P5/Q5 durch die beidseitigen Bäume der Straßenraum

deutlich enger wird, sollte ab diesem Punkt eine andere Straßenaufteilung greifen. Dabei

könnte zwischen einem Verkehrsberuhigten Geschäftsbereich (Verkehrszeichen 325) oder einer Fahrradstraße gewählt werden. Wichtig wäre für die Sicherheit der Radfahrenden jedoch, dass der von links einfahrenden Radverkehr gegenüber dem von rechts kommenden PKW-Verkehr bevorrechtigt ist. Durch eine entsprechende Einengung der Einfahrt, eine Aufpflasterung und Belagsgestaltung kann diese Bevorrechtigung auch optisch verdeutlicht werden und damit Gefährdungen des Radverkehrs vorgebeugt werden.


Eventuell sollte dieser verkehrsberuhigte Geschäftsbereich bis zur Breiten Straße geführt

werden.


Alternativ wäre auch eine Beendigung nach einem Quadrat denkbar und ab P4/Q4 eine

Beibehaltung des aktuellen Zustandes (Vorteil: Radfahrende können PKW im Stau

überholen) oder eine Umwidmung in eine Fahrradstraße sinnvoll sein. Dabei sollte darauf

geachtet werden, dass auch die Ausfahrt aus dem verkehrsberuhigten Bereich durch

entsprechende Aufpflasterung für PKW deutlich spürbar ist und Parken am Fahrbahnrand durch die Gestaltung dieses Bereiches verhindert wird.


Eine Geschwindigkeitsbegrenzung im verkehrsberuhigten Bereich auf 20km/h wäre

sinnvoll.


4. Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich zwischen P1/Q1 und E1/F1

Aufgrund der Querung der Breiten Straße sollte der Verkehrsberuhigte Geschäftsbereich

zwischen den Quadraten P1/Q1 und E1/F1 wiederholt werden.


Insgesamt sollte aus Sicht des ADFC für eine zukunftsfähige Innenstadt mit einer solch

umfassenden Neuordnung des Verkehr eine deutliche Priorisierung des umweltfreundlichen Radverkehr sichtbar werden. Durch zusätzliche Begrünung freiwerdender Flächen sollte dies auch klimatisch spürbar eine Entlastung der Fressgasse bieten. Die bisherige Flucht des freien und zum Durchfahren einladenden Straßenraumes wird für PKW durch Verschwenkungen und Eingrenzungen gebrochen. Für Radfahrende dagegen wird die Absicherung durch eindeutige Abgrenzung vom Kraftverkehr mit Bordsteinen, Pollern, Bepflanzungen spürbar entspannend und gerade für eher noch unsichere Umsteiger*innen auf den Radverkehr attraktiv gemacht.


Auch für die Fußgänger*innen wäre eine Reduzierung der Durchfahrtsmenge und eine

Durchsetzung mit Grünelementen entlastend und einladend.


Flankierend wäre aus unserer Sicht zusätzlich ein Angebot von sicherem Fahrradparken für wertvolle Pedelecs im Bereich der Fressgasse oder angrenzender Quadrate sinnvoll.

Gerne sind wir bereit unsere Überlegungen weiter zu erläutern. Zudem sehen wir diese nicht als abgeschlossen an. Es soll damit jedoch der überwiegende Blick auf den Autoverkehr grundsätzlich neu gedacht werden und durch einen Blick auf die Sicherheit und Zukunftsfähigkeit des Radverkehrs abgelöst werden. Damit sollte die Zukunft der Innenstadt klimaneutral und umweltschonend gestaltbar sein.



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