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SINUS-Umfrage bestätigt unsere Forderungen nach besserer Radinfrastruktur für Mannheim

Seit 2009 erhebt das SINUS-Institut für Markt- und Sozialforschung mit Sitz in Heidelberg im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums den Fahrradmonitor Deutschland – eine Befragung zum Stimmungsbild der Radfahrer*innen [1]. 2021 wurden erstmals auch 300 Bewohner*innen der Stadt Mannheim im Alter zwischen 14 und 69 Jahren befragt.

Die Daten für Mannheim zeigen, dass die Situation für Radfahrende verbessert werden sollte [2].


Friedrichsplatz/Rosengartenplatz: Radweg der auf die Straße in den fließenden Verkehr umgeleitet wird
Friedrichsplatz/Rosengartenplatz: genau so sollte Verkehrsführung nicht aussehen - Radverkehr wird ohne Vorwarnung über Metalltrenner in den fliessenden Verkehr geführt

Zentrale Ergebnisse der Befragung hinsichtlich der derzeitigen Verkehrspolitik bestätigen die fünf dringlichsten Forderungen an die Politik:

  • 56% der Befragten wünschen sich mehr Radwege

  • 78% bewerten "protected bike lanes" positiv

  • Eine bessere Trennung der Radfahrenden von den PKW-Fahrenden (55%) und den Zufußgehenden (48%) wird als dringlich erachtet

  • Zudem sollen mehr Schutz -und Radfahrstreifen eingerichtet werden (46%)

  • Der Belag der Radwege ist verbesserungsbedürftig (45%)

  • Es braucht mehr Fahrrad-Abstellanlagen (45%)

Diese Ergebnisse passen zu den Antworten hinsichtlich der Sicherheit im Straßenverkehr für Radfahrende. Als Gründe, warum man sich in Mannheim als Radfahrende (eher) nicht sicher fühlt, werden v. a. folgende genannt:

  • 65% sehen rücksichtslose Autofahrer als sicherheitsgefährdend

  • für 63% ist zuviel Verkehr auf den Straßen und

  • 57% fühlen sich durch die Gefahr von sich plötzlich öffnenden PKW-Türen von parkenden Fahrzeugen um die Sicherheit im Straßenverkehr gebracht.

Positiv hervorzuheben ist, dass eine vergleichbar große Gruppe, nämlich 75% der Befragten, die Errichtung von Radschnellwegen begrüßt. Durch Radschnellwege ergeben sich zudem große Rad-Pendelpotenziale, die wiederum die gesamte Stadt entlasten könnten:

  • 27% der Nicht-Rad-Pendelnden in Mannheim würden das Fahrrad nutzen, wenn es Radschnellwege auf ihrem Weg zur Arbeits-/ Bildungsstätte geben würde

  • 74% der Rad-Pendelnden in Mannheim würden das Rad häufiger nutzen als bisher.

Unklar ist, wie genau sich die recht kleine Zahl der 300 befragten Mannheimer*innen zusammensetzt und wie diese ausgewählt wurden. Die Angabe, dass 11% einen Pop-Up-Radweg benutzt haben (Seite 13) scheint uns etwas hoch. In Mannheim gab es fast keine Radwege dieser Art. Für 2021 ist uns ein Pop-Up-Radweg bekannt vom 04.06. am Luisenring, welcher allerdings von sehr kurzer Dauer war: Die Genehmigung lief nicht länger als einen Tag (2021-06-04 Luisenring, 2020-06-26 Kaiserring). Vielleicht haben die Befragten Pop-Up-Radwege in anderen Städten benutzt? In diesem Zusammenhang fällt Mannheim daher eher negativ auf.

Überrascht waren wir darüber, dass 60% der Befragten die Kommunalpolitik als fahrradfreundlich bezeichnen (Seite 10).


Nicht nur uns ist das aufgefallen: das Bündnis Fahrradstadt Mannheim hat die Ergebnisse der Sinus-Studie analysiert. Fazit: Nein, Mannheim ist leider kein Fahrradparadies.


Wir haben beim Sinus-Institut eine Anfrage zu unklaren Angaben gestellt, diese wurde leider nicht beantwortet.


Vor dem Hintergrund, dass das 2010 beschlossene 21 Punkte Programm auch 12 Jahre später in den wichtigsten Punkten nicht umgesetzt worden ist, können wir die im Monitor genannte Fahrradfreundlichkeit Mannheims nicht bestätigen. Das Programm sah zum Beispiel folgendes vor:

  • Alle für den Radverkehr relevanten Hauptverkehrsstraßen werden mit Radverkehrsanlagen ausgestattet. Ein Maßnahmenprogramm wird erstellt

  • Neben den Hauptverkehrsstraßen wird bis 2020 unter Einbeziehung der bestehenden Routen ein Rad- routennetz über das gesamte Stadtgebiet ausgebaut

Ein stimmiges Radroutennetz sucht man in Mannheim 2022 immer noch vergebens. Von den 21 Punkten wurden gerade 4 Punkte erfüllt. Diese vier Punkte sind diffus und haben wenig konkretes nach sich gezogen:

  • Mannheim als Geburtsstadt des Fahrrads positioniert sich auch überregional

  • Die Stadt Mannheim arbeitet aktiv in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen Baden-Württemberg (AGFK-BW) mit

  • Die nationalen Planungsrichtlinien für Radverkehr werden verbindlich eingeführt

  • Bei allen Straßenbaumaßnahmen sind die Belange des Radverkehrs zu beachten.

Auch beim Lückenschlussprogramm gibt es noch viel zu tun. Hier eine Übersichtskarte von Oktober 2021 zum aktuellen Stand. Leider sind auf der Webseite der Stadt Mannheim keine detaillierteren Informationen zum Lückenschlussprogramm zu finden.

Es gibt also weiter viel zu tun. Wir würden uns von der Stadt vor allem mehr Transparenz und bessere Dokumentation des aktuellen Geschehens wünschen, um einen konstruktiven Dialog mit der Zivilgesellschaft zu ermöglichen.



Quellen

[2] Fahrrad-Monitor 2021. Aufstockerbericht Mannheim von Dezember 2021 im Auftrag der Stadt Mannheim durch das Sinus-Institut.





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