Herr Bertram Bähr vom Mannheimer Morgen ist zuständig für den Bereich Kindergarten und Schulen und hat die Schwierigkeiten für die Bewohner auf Franklin klar aufgezeigt: selbst wenn das "Eltern-Taxi" in der Garage verbleiben würde, ist die Verkehrsinfrastruktur auf Franklin nicht in der Lage, dem derzeitigen und zu erwartenden Verkehrsaufkommen gerecht zu werden. Schon gar nicht den kleinsten Verkehrsteilnehmer*innen der Grundschule auf Franklin. [1] Die Frage die im Raum steht an die Stadt, wird auch im Kommentar von Herrn Bähr gestellt: warum warten, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist. [2]
Liest man die Antwort der Stadt, Dezernat IV, und der Stadtentwicklungsgesellschaft (MWSP) auf die Anfrage der Eltern auf Franklin zur Verkehrssituation vor der Grundschule, fragt man sich, warum solche Argumente gegenüber Eltern geäußert werden, die seit 2 Jahren in Sorge um das Leben ihrer Kinder sind. Dabei mit vermeintlichen gesetzlichen Sachlagen und einer falschen Darstellung der Situation vor Ort zu kommen, wird die Debatte nicht beenden. Diese Antwort ist ein klares Versagen der Stadt, die ihre Bürger*innen nicht ernst nimmt und ihre Kinder durch solche unüberlegten Entscheidungen gefährdet.
Wir geben Teile des Antwortschreibens (PDF-Datei) kommentiert wieder.
Die Stadt/MWSP hat das Ziel den Bring- und Holverkehr zur Schule soweit zu reduzieren, dass allein dadurch die Verkehrssicherheit steigt. Wie das umgesetzt werden soll, bleibt unklar, denn die von der Stadt/MWSP im Brief angebrachten Veränderungen werden eher die Gefahrensituationen für die Kinder erhöhen:
- Vorgeschlagen wird seitens der Stadt, Kurzzeitparkplätze in der Nähe der Schule einzurichten. Im nächsten Satz wird jedoch behauptet, dass es nicht möglich sei, im Umkreis der Schule Parkbuchten zu bauen. Es bleiben die bestehenden Parkplätze vor der Schule, ca. 20 Stück an der Zahl. Diese würden für das Kurzzeitparken frei gegeben. Was das in Hinblick auf die Übersichtlichkeit auf der Straße verbessern soll, ist unklar. Wenn die Autos aus den Parkplätzen auf die Straße fahren, wird die Gefahrenlage erhöht, insbesondere für die Grundschüler*innen, welche die Straße queren.
- Die Stadt bietet zudem Bodenmarkierungen an: sogenannte Bodenpiktogramme.
- Zusätzlich soll diese Bodenmarkierung durch das Schild "Kinder" (VZ 136-10) ergänzt werden, das in der Wasserwerkstraße von Franklin her kommend aufgestellt wird. Leider ist eine Beschilderung an der Kreuzung Wasserwerkstraße erst nach dem Endausbau möglich, heißt es. Also irgendwann im Jahr 2024 wird es ein Schild geben, wenn alles nach Plan läuft. So lange sollen Piktogramme zusammen mit den neuen Kurzzeitparkplätzen Verbesserung bringen? Dieser unzureichende Lösungsvorschlag ist enttäuschend. Da es auf ganz Franklin weder Fuß- noch Radwege gibt, von Fußgängerüberwegen ganz zu schweigen, macht diese Aussage der Stadt klar, dass Franklins Verkehrsinfrastruktur während der Bauphase, in der schon die erste Hälfte der Bewohner*innen eingezogen und sogar eine Schule eröffnet werden konnte, nicht hinlänglich geplant wurde, sondern die Sicherheit der Bewohner*innen, in diesem Fall Grundschüler*innen, bewusst riskiert wird.
- Desweiteren heißt es: die Bedingungen für Zebrastreifen und Ampel würden nicht erfüllt. Zwar sei vor einer Schule der "rechtliche Spielraum" für Zebrastreifen oder Ampeln größer, aber folgende Bedingungen machen den Einsatz von Zebrastreifen oder Ampeln unmöglich: Gute Sichtbarkeit von allen Fahrtrichtungen, die Fußgänger müssen den Auto- und sonstigen Verkehr gut erkennen können und umgekehrt. Laut MWSP ist dies auf Franklin nicht erfüllt.
Wer ortskundig ist weiß, vor der Schule ist eine ca. 300 Meter lange gerade Straße. Laut dem Leitfaden "Fußgängerüberwege" des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg (S. 26) ist bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h ein Mindestabstand von 50 Metern zum Zebrastreifen vorgesehen. [3] Die Aussage der MWSP zu den Bedingungen zur Einrichtung eines Zebrastreifens sind damit unzutreffend.
Zudem sagt die MWSP, dass der Zebrastreifen nicht in einer Kurve liegen oder an eine angrenzen dürfe. Den Zebrastreifen könnte man mindestens 10 Meter weit weg von der Kurve oder Einmündung zur Wasserwerkstraße anbringen. Dazu muss man wissen, dass die Idee, die Kinder kurz nach der Kurve über die Straße zu lotsen von der MWSP stammt!
Zusätzlich müsse der Zebrastreifen häufig genutzt werden, da sonst ein sogenanntes „einseitiges Sicherheitsempfinden“ entsteht, das zu Unsicherheiten und einer höheren Gefahrensituation führt. Die Frage stellt sich: Müsste man dieses einseitige Sicherheitsempfinden nicht generell an jedem Verkehrsschild, Zebrastreifen oder Ampel konstatieren? Wahrscheinlich wird sogar der Fußgängerüberweg vom Wasserturm in die Planken nicht rund um die Uhr von Fußgänger*innen genutzt - macht das diesen überflüssig?
- Neue Wege durch die Grünanlage wird es nicht geben, da ein Überqueren der Straße dort zu gefährlich sei, da die Ein- und Ausfahrt der Schule unübersichtlich ist. Zumal viele Eltern mit dem Auto auf der Straße vor der Schule anhalten, so dass die Kinder zur Grünanlage hin aussteigen - da wäre es doch gut, einen Zebrastreifen mit Ampel dort zu installieren, was den Kindern ermöglichen würde, gesichert über die Straße zu gelangen.
Eine Verbesserung der Verkehrssituation vor der Franklin Grundschule ist ohne eine Einschränkung für den PKW-Verkehr und ohne einen gesicherten Fußgängerüberweg nicht möglich
Die von der Stadt angebotenen Lösungsvorschläge sind nicht hinreichend durchdacht und hätten zum Schutz der Grundschüler*innen vorab geplant und mit Eröffnung der Schule 2019 umgesetzt werden können. Nach den ersten Unfällen, die bereits passiert sind, zeigt die Antwort der Stadt, dass sie die Situation vor Ort offenbar nicht ernst nimmt.