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Wir veröffentlichen die Stellungnahme von Annika Bohn, Petitionsstarterin der Petition  „In der heißesten Stadt Deutschlands keine weitere Versiegelunggegen die Verschotterung am Herzogenriedbad, Mannheim. Annika Bohn dankt allen 2670 Unterstützer*innen (Stand 23.09.2025) der Petition von Herzen, dass über die geplante Verschotterung für Parkplätze vor dem jetzigen Herzogenriedbad durch ihre Beteiligung nun öffentlich über die Gestaltung der Grünfläche diskutiert wird. Viele Menschen, darunter vor allem auch ältere, welche die Petition aufgrund von fehlendem Zugang zu Digitalisierung nicht unterschrieben haben, sprechen sich auch gegen die Pläne der Stadtverwaltung aus.


Das Bild zeigt über 140 Menschen auf der Gründfläche.
Letzten Freitag hatten sich über 140 Menschen für dieses Gruppenfoto getroffen, um die Petition zu unterstützen. Die Fotografin des Fotos hat Annika auf der zu schützenden Grünfläche kennengelernt. Bildquelle: Sabine Kress

Aktuelle Pläne gehen an den Bedürfnissen der Anwohnenden vorbei

Wozu gibt es eigentlich eine Stadtverwaltung und politische Mandatstragende wie in diesem Fall im Gemeinderat? Ich habe oft den Eindruck, dass die Menschen, die sich in diesen Strukturen bewegen und arbeiten vergessen haben, was die Basis ihrer Arbeit eigentlich ist und sein sollte: Entscheidungen auf der Basis von Fürsorge und Versorgung für die Menschen zu treffen, von denen sie ein Mandat, also ein Vertrauensvotum, erhalten haben. Für das ausführende Organ „Stadtverwaltung“ gilt daher: die Entscheidungen für Bürger*innen bestmöglich umzusetzen.

In Bezug auf die Petition gegen die geplante Versiegelung der Grünfläche vor den Kindergärten, teilen über 2600 Menschen aus Mannheim ihrem Gemeinderat und ihrer Stadtverwaltung mit:

Entscheidet anders, wir wollen das Geplante nicht!

Das möchte ich registriert wissen! Denn, Demokratie beruht auf Beteiligung und Mitgestaltung und nicht „nur“ alle paar Jahre ein Kreuz auf einem Wahlzettel bei einer Partei machen.


Geplante Parkplätze werden Aufenthaltsqualität stark reduzieren

Ich lebe in der Neckarstadt-Ost, ganz in der Nähe des Herzogenriedbads und gehe täglich an dieser kleinen, und doch so wichtigen, Grünfläche vorbei. Was ich dort sehe, sind Kinder, die entspannt zum Kindergarten fahren oder gebracht werden und vor den Kindergärten Roller, Inlineskates, Skateboard oder Fahrrad fahren lernen. Ich sehe Hunde spielen, den Storch nach Regenwürmern suchen, Menschen, die sich begegnen und einen kurzen Plausch halten. Alte Menschen, die spazieren gehen, Jugendliche und Erwachsene, die Fußball und andere wiederum, die Gitarre spielen oder auf Decken liegen und lesen, Wohnungslose, die ungestört übernachten. Kurzum, es ist unser Lebensraum! Unsere Begegnungsfläche. Es ist eine Fläche, die wir brauchen, denn nur so können wir in Kontakt sein und einander kennenlernen. Gerade letzteres halte ich mit Blick auf das Wachstum von rechten und menschenverachtenden politischen Strömungen für essentiell.


Parkplatzsituation vor Ort

Die angespannte Parkplatzsituation vor Ort wird von SPD-Bürgermeister Eisenhauer als Argument für die Notwendigkeit des Parkplatzbaus genannt. Wenn ich das weiterdenke, dann wird deutlich, dass sich durch die geplanten neuen Stellflächen vor dem Herzogenriedbad keine Entspannung einstellen würde. Denn die Stellplätze kämen den Anwohnenden in der Neckarstadt-Ost nicht zugute. Sie stehen in erster Linie den Besucher*innen des Kombibads zur Verfügung und würden kostenpflichtig sein. Wenn ich mit dem Auto parken möchte und mich entscheiden kann, ob ich Parkgebühren bezahle oder nicht, parke ich dort, wo es mich nichts kostet. Daher würden wohl auch weiterhin zunächst Parkflächen von Schwimmbadbesucher*innen in den Straßen der Anwohnenden genutzt werden, wodurch sich überhaupt nichts bessert, Anwohnenden zusätzlich aber durch den Parkplatz Lebensqualität genommen wird.


Kein Ausgleich für die fehlende Grünfläche

Alles kostet einen Preis und die Entscheidung, die Grünfläche zu vernichten, bedeutet, dass die Menschen, die hier leben und von den zusätzlichen Parkplätzen nicht profitieren, die Kosten tragen – insbesondere durch den Verlust eines wichtigen Begegnungsraums. Kinder werden die Kosten tragen, wenn sie in den Kindergärten quasi zwischen Autos und Abgasen spielen und nicht mehr dort Fahrrad fahren lernen können. Ich habe mit einer Mutter gesprochen, die sagte es sei ein absolutes Unding, ihnen diese Fläche zu nehmen, denn es würde für das Bringen und Abholen der Kinder Stress bedeuten, wenn zusätzlich Autos fahren. Die alten Bäume würden fehlen, die Hunde hätten noch weniger Grünfläche als ohnehin schon. Vor allem aber werden die Menschen, besonders die Kinder und Jugendliche, den Preis zahlen, die sich weder die Eintrittskosten für das Kombibad, noch den Herzogenriedpark leisten können. Jetzt haben sie wenigsten eine Wiese und einen Betonplatz. Stattdessen könnte die Wiese und der Bolzplatz aufgewertet werden. Vielleicht wäre es ein Entgegenkommen der Stadtverwaltung dann den Herzogenriedpark für alle kostenfrei zu öffnen, auch einen Bereich für Hunde zu schaffen. Bislang droht jedenfalls, dass uns Anwohenden viel genommen wird, ohne dass die Stadtverwaltung einen Ausgleich zu schaffen gedenkt.


Fehlende Anreize trotz ÖPNV-Anbindung

Es ginge um Anreize für potentielle Besucher*innen des Kombibads, so Bürgermeister Eisenhauer. Die Anreize für potentielle Besucher*innen sollten sich nicht negativ auf die Lebensräume der Anwohnenden auswirken. Auch auf diesen Aspekt greift mein oben angesprochener Punkt bezüglich der Fürsorge durch Mandatstragende, denn wie bereits gesagt, wir leben hier!

Warum scheint es keine Pläne dafür zu geben, dass im Eintrittspreis des Kombibads ein Tagesticket für den öffentlichen Nahverkehr innerhalb Mannheims kostenfrei inbegriffen ist? Das würde einen Anreiz schaffen, umweltfreundlich und Abgas-reduzierend ins Schwimmbad zu fahren. Denn auch der erwartete zunehmende Verkehr wird sich auf die Luftqualität und das Klima weiter auswirken. Letztere beiden Punkte sind mir ein wichtiges Anliegen: Dass diese Stadt nicht weiter versiegelt bzw. verschottert wird, dass es nicht noch heißer wird, dass wir was gegen den Temperaturanstieg tun!

Ich finde es im Sommer immer wieder unerträglich heiß und sehr komisch, dass dann mit dem Auto ins Schwimmbad gefahren wird. Es ist schwer vorzustellen und ein heikles Thema, allerdings gibt es viele Anzeichen, dass der Individualverkehr für die Zukunft nicht die Lösung bleiben kann. Wieso also nicht Anreize schaffen, die der neu verlegten Buslinie Mitfahrende bringt?


Parkplätze auf dem Neuen Messplatz schaffen

Wer weiß überhaupt, wie viele Menschen ins neue Schwimmbad gehen werden? Die Eintrittspreise werden hoch sein. Diesbezüglich sagen mir Anwohnende und Eltern, dass sie sich eher nicht als neue Gäste dort sehen, denn sie befürchten, dass sie die Preise nicht zahlen können. Da sind wir wieder, wir Anwohnenden, die gerne diese Fläche erhalten wollen, weil wir sie ohne Geld nutzen können.

Es ist ein Zielkonflikt, denn es gibt diese Grünfläche mit der die Stadt etwas anderes plant, als es uns Anwohnenden lieb ist. Deswegen wäre ein zeitlicher Kompromiss für die nächsten Jahre, Parkplätze zu zählen, die von Kombibad-Schwimmbadbesucher*innen genutzt werden. Natürlich gibt es Auflagen, wie viele Parkplätze bei Neubauten gebaut werden müssen. Nach § 37 Abs. 5 der Landesbauordnung Baden-Württemberg kann die sogenannte Stellplatzpflicht auch auf einem anderen Grundstück erfüllt werden, wenn dies durch Baulast gesichert ist. Die dazugehörige Verwaltungsvorschrift (VwV LBO BW, Nr. 37.5.1) nennt dafür die Voraussetzungen. Es gibt also eine gewisse Flexibilität. Der Neue Messplatz wird von der Stadt regelmäßig als Parkplatz für das Herzogenriedbad genannt und ist auch schon als P+R-Fläche ausgeschildert. Bislang fehlt übrigens eine nachvollziehbare und deutliche Beschilderung zum Parkplatz dorthin.


Der Neue Messplatz wird über das Jahr an rund 35 Tagen und somit wenig genutzt. Gerade im Sommer strahlt diese riesige Betonplatte Hitze ab, die direkt zu spüren ist, wenn man über den Neuen Messplatz oder dran vorbei geht. Während der wenigen Veranstaltungen muss es keine 100%ige Parkplatzversorgung geben. In der Vergangenheit hätte auf uns Anwohnende diesbezüglich bereits Rücksicht genommen werden können, indem die Messe und Flohmärkte zum Beispiel so geplant würden, dass ein Teil des Neuen Messplatzes als Parkfläche dient.

Die Zeiten ändern sich und das Klima leider auch. Genau deshalb wurden Schottergärten 2020 in Baden-Württemberg verboten, weil sie sich negativ auf das Klima auswirken. Jetzt einen Schotterparkplatz zu bauen, macht ökologisch keinen Sinn!


Möglichkeiten für die Nutzung der Fläche

Wenn der entsiegelte Platz Aufenthaltsmöglichkeiten bieten und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten soll, stellt dies eine erhöhte Lebensqualität, Gesundheit und Wohlbefinden für die Menschen vor Ort dar. Darum sollte die Grünfläche und der Bolzplatz schön gemacht werden. Z. B. mit Wildblumen, sobald die Fahrradstellplätze von der Grünfläche verlegt sind, verbessert dies auch das Mikroklima. Es könnten ein paar Bänke und eine Sitzecke mit Tisch aufgestellt werden, damit wir Anwohnenden die Fläche noch besser nutzen können. Mit einem neuen Bolzplatz mit Weichboden und rankenden Pflanzen an dem Zaun, der den Bolzplatz begrenzt. Ich wäre für Gründächer auf den Umkleidehäusern im Freibad und einer Fassadenbegrünung der Kindergärten, der Sporthalle und der gegenüberliegenden Hochhäuser. Alles gehört der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft GBG. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist Oberbürgermeister Specht (CDU) und der stellvertretende Vorsitzende ist Bürgermeister Eisenhauer (SPD). Die beiden angesprochenen Hochhäuser wurden gerade abschließend saniert und an Fassadenbegrünung hat niemand gedacht.


Die Grünfläche und der angrenzende Bereich könnten so schön gestaltet werden, wenn der Gemeinderat fürsorglich für uns Menschen vor Ort entscheidet.


Gastautorin Annika Bohn lebt mit Unterbrechung seit 2007 in Mannheim. Sie liebt ihren Hund, ihre Neffen und das Radfahren. In ihrer Freizeit geht sie fernwandern und campen. Ihre Haltung gegenüber Mensch und Tier ist geprägt von Wohlwollen und Wertschätzung. Sie wünscht sich, dass die Stadtverwaltung Mannheims bald digitalisiert ist, damit Prozesse besser ineinander greifen.


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Die Umgestaltung der Lange Rötterstrasse („LaRö“) scheint abgeschlossen zu sein. Vor kurzem wurde der letzte Teil der Maßnahme, die lang ersehnte Babbel-Bank, aufgestellt.

Lange-Rötter-Strasse/ Ecke Melchior Strasse: Die Babbelbank lädt zum Verweilen ein.    Bildquelle: QEM
Lange-Rötter-Strasse/ Ecke Melchior Strasse: Die Babbelbank lädt zum Verweilen ein. Bildquelle: QEM

Ziel der Maßnahme war eine Aufwertung des Stadtteilzentrums durch die Umgestaltung der LaRö zwischen Käfertaler Straße und Geibelstraße zu einem verkehrsberuhigten Geschäftsbereich. Es wurden mehr als 100m² Flächen entsiegelt, ein paar Bäume angepflanzt, der Gehwegbereich "punktuell aufgeweitet“ [1] und zwei Querungshilfen durch Fahrbahnverengungen geschaffen, immerhin eine davon inklusive Blindenleitsystem. 200m² neue Aufenthaltsflächen sollen entstanden sein. 23 neue Fahrradbügel wurden installiert und zwei Anlieferzonen für den Handel ausgewiesen. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 km/h. Die Rechtsabbiegespur zum Alten Messplatz wurde um ein paar Meter verkürzt. [1], [2]


Wir haben uns das Ergebnis angeschaut und mit einigen Passant*innen gesprochen. Der Tenor dieser Beobachtungen und Gespräche: Die Maßnahme hat (bisher) nicht zur gewünschten Verkehrsberuhigung geführt und es hat sich wenig verändert.


Weiterhin fahren Autos zu schnell und es wird wild geparkt wie eh und je. Die Höchstgeschwindigkeit Tempo 20 wird nicht eingehalten und Kontrollen finden nicht statt. Der einzige Umstand, der die Geschwindigkeit reduziert, ist das Halten von Kfz in der zweiten Reihe (beidseitig). Da die Lieferzonen permanent durch Privat-Pkw belegt sind, halten auch die Anlieferer in zweiter Reihe um auszuladen.

Bei einer Begehung mit Mitarbeiter*innen von Verwaltung und Politik stellte ein leitender Fachplaner dazu lakonisch-resignativ fest: „Natürlich, alles wieder zugeparkt.“. Ebenso wurde betont, dass es sich bei allen Einzelmaßnahmen um Kompromisse handele.


Zwei neue Fahrbahnverengungen hätten für eine Geschwindigkeitsreduzierung sorgen können, wenn sie die Fahrbahn nachhaltig verengt und baulich erhöht hätten. Die aktuelle Umsetzung ermöglicht jedoch weiterhin ein bequemes Passieren zweier Kfz im Begegnungsverkehr, so dass kein bremsender Effekt eintritt. Es wurde versäumt, durch Erhöhung eine Schwelle einzurichten, welche sowohl optisch als physisch eine wichtige Wirkung erzielt hätte.

Fahrbahnverengung
Fahrbahnverengung

Zu diesen den gesamten Straßenabschnitt betreffenden Unzulänglichkeiten gibt es leider diverse Punkte, die die Sicherheit von Radfahrenden zusätzlich aufs Spiel setzen: Unverändert geblieben ist die Überleitung vom Messplatz kommend in die LaRö. Der Radweg endet im einspurigen Autoverkehr, der ab dort zwar in der Theorie auf 20 km/h begrenzt ist. In der realen kontrollfreien Verkehrswelt aber brettern die Kfz deutlich überhöht in die LaRö. Ob die Kfz 50km/h einhalten ist unklar, auf 20km/h drosseln die wenigsten. In der Folge wird Radverkehr an den rechten Fahrbahnrand gedrängt - das bedeutet Lebensgefahr. 2022 öffnete ein 80-jähriger Autofahrer unachtsam die Autotüre und verletzte in der Folge einen Radfahrer lebensgefährlich. [3]

Einfahrt Lange Rötterstrasse, von der Käfertaler Strasse kommend
Einfahrt Lange Rötterstrasse, von der Käfertaler Strasse kommend

Auf der gegenüberliegenden Aufleitung des Radverkehrs aus der LaRö kommend auf den Radweg ist diese unverändert so knapp vor der Ampel, dass schon bei drei an der Ampel wartenden Autos das Erreichen des Radwegs nicht möglich ist. Wären die Autostellplätze zwischen Baum und Radwegbeginn zur Aufleitung genutzt worden, hätte der Radverkehr fließender gestaltet werden können - getreu dem oft gehörten Mantra: "der Verkehr muss fließen", was offenbar für den Radverkehr in dieser Stadt nicht gilt.

Auffahrt auf den Radweg rechts, ca 5 m danach die Fußgängerquerung
Auffahrt auf den Radweg rechts, ca 5 m danach die Fußgängerquerung

Eine weitere Gefahrenstelle findet sich am anderen Ende der verkehrsberuhigten Zone: Von Osten kommend wird der Radweg an der Geibelstraße auf die Fahrbahn geleitet. Schon wenige Meter später zwingt der Bordstein der Fahrbahnverengung die Radfahrenden nach links in den Autoverkehr, der bei entgegenkommendem Verkehr nicht nach links ausweichen kann, dazu meist auch nicht gewillt ist, den/die Radfahrer*in einfädeln zu lassen. Hier sind Unfälle nur eine Frage der Zeit.

Tempo 20 und Ableitung des Radwegs, ca. 10m weiter ist die Fahrbahn verengt
Tempo 20 und Ableitung des Radwegs, ca. 10m weiter ist die Fahrbahn verengt

Insgesamt können der Verkehrsberuhigungsmaßnahme kaum Verbesserungen für den Radverkehr attestiert werden, wenn man von den zusätzlichen Fahrradbügeln absieht.

Wobei auch da - wahrscheinlich - gespart werden musste, denn der für Lastenräder vorgesehene Platz ist ohne Bügel oder eine sonstige Möglicheit zum Festketten des Rads gebaut worden, was über kurz oder lang dazu führen wird, dass der Platz von motorisierten Rollern oder Motorrädern in Beschlag genommen werden wird.

Parkplatz für ein Lastenrad ohne Möglichkeit zum Anschliessen
Parkplatz für ein Lastenrad ohne Möglichkeit zum Anschliessen

Es wirkt, als habe die Sicherheit für Radfahrende eine untergeordnete Rolle gespielt in einem Quartier, in dem vielen Familien mit Kindern die Möglichkeit hätte gegeben werden können, das Fahrrad als Verkehrsmittel angstfrei und mit Freude zu nutzen.


Die komplette Maßnahme hat ca. 300.000 Euro gekostet (1). Ein Drittel davon stammt aus dem Beteiligungshaushalt 2022, der unter der Federführung des Fachbereichs 15 (Demokratie und Strategie) durchgeführt wurde. Der damalige Antrag, dessen Ziel es war, ein öffentliches „Wohnzimmer“ für die Menschen in der Neckarstadt Ost zu schaffen, beinhaltete einen zentralen autofreien Bereich - mit Wirkung wie ein Modalfilter - zur Steigerung der Aufenthaltsqualität im Quartier. Er betonte die schon vorhandenen sozialen und demographischen Strukturen, sowie deren Schutz- und Förderwürdigkeit [4]. Diese Ziele konnten durch die durchgeführte Maßnahme nicht erreicht werden. Wie in Mannheim traurige historische Kontinuität, wurde den automobilen Bedürfnissen Vorrang eingeräumt.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Der Beteiligungshaushalt ist eine feine Sache und kann mehr Bürger*innenbeteiligung an der Stadtentwicklung ermöglichen. Viele gute Projekte wurden darüber entwickelt und durchgeführt. Doch in diesem Fall wurde die Projektidee so weit entfremdet, dass deren Durchführung in keinster Weise das angestrebte Ziel erreichen konnte.


Unbefriedigend ist auch der Umgang mit der Antragstellerin: Ihr wurde die Planung von den beiden beteiligten Fachbereichen vorgestellt und gleichzeitig quasi gesagt: so oder gar nicht, da im städtischen Haushalt für die kommenden Jahre keine Mittel für die LaRö vorgesehen seien. Ihre Bedenken wurden dadurch abgemildert, dass man Hoffnung weckte auf die anstehende Umgestaltung des Uhlandschulen-Vorplatzes, deren Planungsprozess zu diesem Zeitpunkt in vollem Gange war. Man könne eventuell später die beiden Projekte miteinander verbinden und so doch noch die Aufenthaltsqualität verbessern. Heute wissen wir, dass nach kommunalpolitischem Richtungswechsel und leeren Kassen das Projekt Vorplatz Uhlandschule eingestampft wurde - von Oberbürgermeister Specht persönlich. [5] Die Antragstellerin fühlte sich unter Druck gesetzt; hätte sie die Planung abgelehnt, wäre gar nichts geschehen. Heute, nach der Maßnahmenumsetzung, bleibt für sie die bittere Erkenntnis, dass bürgerschaftliches Engagement nur in politisch abgesteckten Grenzen möglich ist. Das bedeutet in diesem Fall, dass in Mannheim die Bedürfnisse und Wünsche aus einem demokratischen Beteiligungshaushalt zugunsten der Automobilität untergeordnet werden. Das Paradigma „Der Verkehr muss fließen“ (wobei hier der Kfz-Verkehr gemeint ist), wird immer noch höher bewertet als eine intakte, soziale Infrastruktur für alle Menschen eines Stadtviertels.



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Freudestrahlend teilen wir mit, dass es uns gelungen ist, bisher 7.381 Unterschriften zu sammeln. Das sind 40% der erforderlichen 17.000 Unterschriften, die wir gemäß der Landesverordnung von Baden-Württemberg vorlegen müssen. [1] Im Sommer 2022 begann die Unterschriftensammlung, und jetzt, 3 Jahre später, wollen wir den ersten Teil zur Prüfung an die Stadtverwaltung übergeben.

7.381 Unterschriften passen auf ca. 784 Unterschriftenlisten, diese wiederum passen in 1,5 Ordner                 Bildquelle: QEM
7.381 Unterschriften passen auf ca. 784 Unterschriftenlisten, diese wiederum passen in 1,5 Ordner Bildquelle: QEM

Wofür wurde unterschrieben?


Unser Bürgerbegehren benennt acht Ziele und setzt sich damit nicht nur für bessere Fuß- und Radwege, sondern auch für mehr Klimagerechtigkeit, Verkehrssicherheit, Flächengerechtigkeit, sowie eine verbesserte Aufenthaltsqualität ein.


Damit berühren zwei wichtige Maßnahmen zur Verbesserung der städtischen Lebens- und Aufenthaltsqualität unmittelbar unsere Ziele: Der Masterplan Mobilität 2035 und der Lärmaktionsplan. Über beide Maßnahmenkataloge wird in naher Zukunft der Gemeinderat entscheiden und trifft damit eine grundsätzliche Weichenstellung für die Stadtgestaltung der nächsten Jahre.


Wichtige Weichenstellungen für Verkehrspolitik in Mannheim


Der Masterplan Mobilität stellt ein zentrales Instrument dar, um bis 2035 ein Verkehrssystem in Mannheim zu schaffen, das vor allem durch emissionsfreie und -arme Mobilität geprägt ist, wie zu Fuß gehen, Radfahren sowie dem ÖPNV. Die Stadt Mannheim hat sich im Rahmen ihres städtischen Leitbilds intensiv mit Mobilität und Verkehr auseinandergesetzt. Dabei steht die Sicherung der Mobilität bei gleichzeitiger Senkung der schädlichen Folgen für die Umwelt an erster Stelle. [2]

Seit Februar 2024 befindet sich der Endbericht zum Masterplan Mobilität in der verwaltungsinternen Abstimmung. Es ist vorgesehen 2025 einen Beschluss zum Masterplan Mobilität 2035 zu fassen. Der zuständige Ausschuss für Umwelt und Technik tagt dazu am 5. Juni 2025. [3]


Der Lärmaktionsplan richtet sich nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) und der EU-Umgebungslärmrichtlinie. [4, 5] Ca. 70% des Lärms, der bei der Bevölkerung zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann, ist auf Straßenverkehrslärm zurückzuführen. Bei der Überschreitung bestimmter Werte und sonstiger Lärmprobleme sind in der Regel die Gemeinden als zuständige Behörden verpflichtet, einen Lärmaktionsplan aufzustellen. Derzeit befindet sich der Lärmaktionsplan auch in Mannheim in Bearbeitung. [6]


Beide Maßnahmen stehen im Einklang mit dem EU-Politikrahmen für Straßenverkehrssicherheit sowie den Empfehlungen des Europäischen Parlaments zur Umsetzung der Vision Null Straßenverkehrstote, da sie auf eine Reduzierung von Verkehrsunfällen und eine Förderung sicherer und nachhaltiger Mobilitätsformen abzielen. [7]


Ein lebenswerteres Mannheim: Maßnahmen die nachweislich funktionieren, müssen endlich umgesetzt werden:


Wir unterstützen mit unserem Bürgerbegehren eine Stadt, die es ihren Kindern, den Wähler*innen von morgen ermöglichen soll, sich sicher und umweltbewusst fortzubewegen. Wir wollen keine Stadt, aus der talentierte und ambitionierte Menschen wegziehen, weil sie den Lärm, den Gestank und die unsicheren Straßen weder sich noch ihren Kindern zumuten wollen. Wir sind für eine zukunftsfähige Stadt, in der sich mehr als 7.000 Menschen per Unterschrift dazu bekannt haben, dem Fuß-, Rad- und Kfz-Verkehr gleichermaßen gerecht zu werden und dadurch Flächengerechtigkeit umzusetzen und nicht dem Kfz-Verkehr den Vorzug zu geben.

Maßnahmen wie der Masterplan Mobilität und der Lärmaktionsplan sind nicht nur überfällig, sondern auch nachweislich erfolgreich. Das zeigt eine groß angelegte empirische Studie, welche die Auswirkungen der Verkehrsberuhigung in über 40 Städten in allen europäischen Ländern untersucht hat [8]:

„Im Durchschnitt zeigte die Einführung von Geschwindigkeitsbegrenzungen eine Reduktion bei Verkehrsunfällen um 23%, 37% weniger Todesfälle und 38% weniger Verletzungen. [ebd.]

Auch umwelttechnische Vorteile sind gegeben:

Bei Geschwindigkeitsbegrenzungen sinken Emissionen um 18%, der Lärmpegel um 2,5 dB und der Kraftstoffverbrauch um 7 %. [ebd.]

Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass viele Städte im europäischen Ausland Verkehrsverstöße deutlich strenger ahnden, als es aktuell in Mannheim gehandhabt wird.


Alle Beteiligten dürfen sich darauf einstellen, dass wir noch lange nicht am Ende angekommen sind. Der QuadRadEntscheid wird weitermachen. Bis 17.000 Stimmen erreicht sind, ist es noch ein weiter Weg. Da für ein Bürgerbegehren keine Zeitvorgaben gesetzt sind, können und werden wir weiter sammeln. Jede*r ist eingeladen, aktiv zu werden. Die Listen findet ihr auf unserer Webseite.

Die fleissigsten Sammler*innen mit dem grössten Durchhaltevermögen		Bildquelle: QEM
Die fleissigsten Sammler*innen mit dem grössten Durchhaltevermögen Bildquelle: QEM

Wir danken allen Unterstützer*innen, die gesammelt und unterschrieben haben; Allen, die unsere Listen gut präsentiert in ihren Geschäften ausgelegt und ihre Adresse zur Verfügung gestellt haben. Insbesondere Basement Bikes, wo weiterhin Unterschriftenlisten abgegeben werden können. Wir freuen uns, dass viele von Euch Listen im Freundes- und Bekanntenkreis herumgereicht haben. Nicht zuletzt danken wir allen Freund*innen, die uns ermutigen weiter zu machen und nicht aufzugeben, sowie unserer Dachorganisation Changing Cities [9], die bundesweit Radentscheide unterstützt.



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Quellen




 
 
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