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Start des Verkehrsversuchs am 11. und 12.3.2022 in Mannheim - Erste Eindrücke

Mehrheitlich positiv haben sich die Menschen, die zur Einweihung des neuen Fußgängerzonenabschnitts in der Mannheimer Innenstadt gekommen sind, am Freitag von 13 bis 17 Uhr und am Samstag von 11 bis 15 Uhr, an unserem Stand zur Verkehrsberuhigung und der Schranke in der Fressgasse geäußert. Dieser Eindruck entspricht dem Fazit der Stadt Mannheim, deren anonyme Umfrage ergab, dass 75% der befragten Besucher*innen den Verkehrsversuch positiv bewerten [1].


5 Aktive, die sich riesig freuen in der Breiten Straße vor ihrem Banner
Aktive des QuadRadEntscheid Mannheim beim Verkehrsversuch

Bildquelle: QEM


Am Infostand vom QuadRadEntscheid sagte ein Großteil der Besucher*innen, die Sperrung hätten sie schon vor Jahren begrüßt. Verkehrsberuhigte Zonen halten fast alle für notwendig, um die Innenstadt aufzuwerten: Mehr Ruhe, mehr Platz und die entspannte Atmosphäre, die ohne ständigen Motorenlärm aufkommt, laden zum Verweilen ein. Der ein oder andere wunderte sich, warum die Fressgasse nicht direkt am Ring gesperrt worden war. Den weiteren Schranken, die in der Markstraße und der Kunststraße folgen werden, sehen die meisten mit Freude entgegen.

Der "Stau", von dem in einem Beitrag von SWR AKTUELL die Rede ist [2], hat sich verlagert, das ist richtig. Zum einen ist dieser Stau jedoch nichts Neues. Zum anderen wird dadurch deutlich, dass ein Ziel des Verkehrsversuchs ist, die Einsicht der Autofahrenden zu gewinnen, damit diese lernen, die Innenstadt zu umfahren oder außerhalb zu parken.

Was keiner der Besucher*innen mit denen wir geredet haben berichtete, ist, dass die Gestaltung der autofreien Zone behinderlich gewesen sei - wenn dann für Radfahrer*innen, welche nicht die Breite Straße queren konnten. Aber so behindernd, wie die Situation in dem SWR AKTUELL Beitrag dargestellt wurde [2], hat sich keiner der Besucher*innen bei uns geäußert.

Was viele die Freitag und Samstag vor Ort waren, nicht gut nachvollziehen können ist, die Sorge des Einzelhandels, dass keine Kund*innen mehr in die Stadt kommen würden, wenn das Überqueren der Breiten Straße mit dem Auto nicht mehr gestattet ist. Parkhäuser gibt es in der Innenstadt, unter dem Wasserturm und auch in dessen Nähe, sowie in den Quadraten z. B. in Q6/Q7. Die Fressgasse ist von der Wasserturmseite aus bis zum Paradeplatz 680 Meter lang. Und diese Strecke kann in ca. 10 - 15 Minuten durchlaufen werden. Eine Strecke, die gut zu Fuß zu bewältigen ist. Sogar eine 80jährige rüstige Rentnerin meinte, dass sie in Mannheim auch ohne Auto überall hinkommen würde. Diejenigen, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind, meinen, dass man mit dem Rad oder zu Fuß näher an den Geschäften und ihren Auslagen wäre, als mit dem Auto.

Sorgen äußerten einige Besucher*innen in Bezug auf die Weiterführung des Verkehrsversuchs nach der einjährigen Erprobungsphase. Die Erfolgskriterien, welche vorliegen müssen, damit die Sperrung erhalten bleibt, sind unklar. Die Hoffnung ist groß, dass in der Nähe der Sperrung der Verkehr kontrolliert wird, um die Situation für alle Beteiligten so angenehm wie möglich zu gestalten.


Der Unmut der Autofahrenden, welche die Breite Straße nicht mehr queren können, ist für viele nicht nachvollziehbar, weil die Stadt lange genug vor der Sperrung diese angekündigt und ausreichend ausgeschildert hat. Zudem gibt es viele ansprechende Geschäfte in der Fressgasse, die zum Teil auch Essen und Getränke anbieten, so dass es verwunderlich ist, dass eben diese Autofahrer*innen die Gelegenheit nicht nutzen und zu Fuß in der Fressgasse unterwegs sind, um all die schönen Angebote entdecken zu können. Es ist unfassbar, dass Menschen, denen sehr wohl die Lautstärke ihrer Autos klar ist, nicht nachvollziehen können, dass die schmalen und eng bebauten Straßen in Mannheim den Motorenlärm vervielfachen und dass sich zusätzlich die Luftqualität für die Anwohner*innen und Besucher*innen verschlechtert, sodass ein gemütliches Sitzen draußen vor den Geschäften eher als Gesundheitsgefährdung erscheint, als ein entspannendes Luftholen in einer ruhigen Atmosphäre. Die Hoffnung ist groß, dass sich das Verkehrsaufkommen nun in der kompletten Fressgasse verbessern wird.


Erschreckend ist, dass schon kurze Zeit nach der Sperrung die ersten Fahrzeuginhaber beobachtet wurden, welche die Sperrung dadurch umgangen haben, dass sie mit dem Auto die Planken überquert haben. Es bleibt zu hoffen, dass das nicht zur Gewohnheit wird und dass eine anfängliche Kontrolle der betreffenden Straßenzüge angestrengt wird, um für alle Verkehrsteilnehmenden und Anwohner*innen die Situation weiterhin ungefährlich zu halten.


Diejenigen, die mit dem Rad in der Stadt unterwegs sind, sprachen sich dafür aus, die Radwege in Mannheim sicherer zu machen und mehr Fahrradstraßen zu installieren, in allen Stadtteilen, nicht nur in der Innenstadt. Viele fühlen sich nicht sicher auf den bestehenden Radwegen und haben Angst davor, von Autofahrenden übersehen zu werden. Auch die Tatsache, dass die Radwege oftmals zu schmal sind, ist für viele schwierig, insbesondere wenn das Rad morgens im Berufsverkehr genutzt wird oder Kinder mitfahren. Gefährliche Verkehrssituationen spielen sich auch in den beidseitig beparkten Einbahnstaßen der Stadt ab. Gerade die Parksituation verlangt Radfahrenden und Fußgänger*innen einiges ab.


Wir freuen uns über den Start dieses Verkehrsversuchs in Mannheim. Auch sind wir begeistert, dass wir so viel guten Zuspruch von Mannheimer Bürger*innen erfahren haben und viele hinter unseren Forderungen zu einer Verbesserung der Infrastruktur in Mannheim stehen. Vielen Dank dafür!



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