Kaum sind die Autos weg, kommen Menschen. Dort wo im Alltag Lärm, Hitze und Abgase das Straßenbild bestimmen, versammeln sich ohne Autos schnell viele Menschen und genießen die friedliche und gesellige Situation.
Wie könnten Parkplätze und Straßen aussehen, wenn wir die Stadt neu mit Begeisterung für Menschen erlebbar machen wollen? Der #PARKing Day ist eine jährlich weltweit stattfindende Aktionsform, bei der temporär Parkplätze und Straßen in Parks und (Lebens-) Räume umgewandelt werden. Es entstehen in den geschäftigen und hektischen Städten Räume, an denen Menschen verweilen, entspannen, spielen, sich austauschen und treffen können. Oder wie es eine Teilnehmerin bezeichnet: "Der PARKing Day ist die chilligste Protestform ever".
PARKing Day bestätigt Erfolg des Verkehrsversuches
Nachdem der PARKing Day in den vergangenen Jahren im Jungbusch und in der Neckarstadt Station gemacht hatte, wurde am vergangenen Samstag (21.09.2024) wieder die Fressgasse vom ruhenden und überwiegend ruhendem Verkehr befreit und für Menschen zurück erobert. Genau in dem Bereich, in dem im vergangenen Jahr der #Verkehrsversuch so abrupt und unverständlicherweise abgebrochen wurde. So äußerten sich auch viele Passanten erfreut. „Gibt es wieder einen Verkehrsversuch?“ oder äußerten ihr bedauern, dass der Verkehrsversuch nicht beibehalten wurde. Wie auch die Auswertung [1] der Stadt Mannheim ergeben hat sehen sowohl Anwohnende als auch Besuchende den Verkehrsversuch positiv. Der PARKing Day bestätigt dies: Eine überwiegende Zahl der Mannheimer*innen wünscht sich eine autoarme- oder sogar autofreie Innenstadt, ohne Durchgangsverkehr, ohne Poserproblematik, eine Innenstadt für Menschen, die zum Aufenthalt und Bummeln einlädt und durch zusätzliche Entsiegelung und Begrünung dem Hitzestau entgegen wirkt. [2]
Einzelne Gewerbetreibende bedrohen Organisator:innen
Wie schon in der Vergangenheit macht eine kleine, aber aggressive Gruppe Ewiggestriger massiv Stimmung gegen den PARKing Day. Dies geht von dem Grundgesetz widersprechenden Forderungen nach Einschränkungen des Versammlungsrechtes bis hin zu persönlichen, namentlichen Bedrohungen gegen die Organisator*innen. Mit-Organisatorin Ines Joneleit wurde angedroht, sie "mit aller Würde zu empfangen", was sie nicht nur als bedrohlich und grenzüberschreitend, vor allem aber als feige wahrgenommen hat - die Bedrohungen gingen von einem anonymen Facebook Gruppenaccount aus, bei dem erst nach genauerem Hinschauen ersichtlich wird, wer sich dahinter verbirgt. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, kritischer Diskurs und das Ringen um Positionen gehören zu unserer Gesellschaft dazu, ebenso auch, konträre Standpunkte auszuhalten. Nicht akzeptabel sind allerdings verbale Angriffe sowie als Drohungen empfundene Aussagen gegenüber einzelnen Personen. Wir erleben gerade einen Rechtsruck in der Gesellschaft und ein Erstarken von Kräfte, die unsere Demokratie angreifen und schwächen wollen. Umso schlimmer und nicht nachvollziehbar ist es, dass einige wenige aber lautstarke Gewerbetreibende Öl in dieses Feuer gießen, anstatt sich am Löschen des Feuer zu beteiligen.
Es ist unerklärlich, dass einzelne Einzelhändler und Gastronomen bis heute nicht verstanden haben, dass nicht Autos und Parkplätze Umsatz bringen, sondern die Menschen, für die eine attraktive Aufenthaltsqualität wichtiger ist denn je. [4]
Dabei sind die Probleme von Gewerbetreibenden durchaus hausgemacht. Neben allgemeinen Themen (Inflation, schwache Konjunktur, sich verändernde Geschäftsmodelle) machen sich die Händler selbst das Leben schwer:
Nicht wenige Besucher*innen aus der Umgebung berichten, dass nicht die zarten Versuche einer Verkehrswende, wie sie im Verkehrsversuch geprobt wurde, sie von Mannheim fernhalten würden, sondern die permanente negative Berichterstattung und das „Gejammer“ einzelner Akteure über genau diese notwendigen Maßnahmen. Dies verfange in den Köpfen und erzeuge damit ein völlig falsches Bild.
Positives Feedback von allen Seiten
Die teilnehmenden Initiativen sind rundum zufrieden und berichten von vielen guten Gesprächen. Von Aussagen, wie "Es ist so schön ohne Autos gemütlich zu flanieren" oder Kinderstimmen "uns gefällt das so viel besser" berichtet beispielweise die Mannheimer Ortsgruppe des Fuss e.V. [5].
Eine Frau erzählt dass sie ihre kleine Tochter, das 1. Mal hat mit Kreide auf der Straße malen sehen. Eine traurige und schöne Geschichte zugleich. Alle Kinder sollten die Erfahrung machen dürfen mit Kreide auf der Straße zu malen.
Und auch die oben genannten Einzelhändler werden Lügen gestraft. In den umliegenden Geschäften freut man sich über gute Umsätze. Der PARKing Day habe dabei in keinster Weise gestört, "wohl eher andersrum".
Erfreute Tourist*innen
Neben Mannheimer*innen und Besucher*innen aus der Umgebung äußern sich auch Touristen aus dem In- und Ausland erfreut über die Gelegenheit zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem E-Roller in der Fressgasse unterwegs zu sein. „Da haben wir ja Glück gehabt, dass wir ausgerechnet heute hier sind“ äußert eine Touristin aus Freiburg. Selbst ein Mexikaner (der wahrlich andere Verkehrsverhältnisse gewohnt ist) findet es großartig, bei angenehmen Wetter in Ruhe durch die Straße zu schlendern, Live Musik zu genießen und einen Kaffee zu trinken. Von Schwierigkeiten bei der Anreise oder Problemen aufgrund der Sperrung in die Innenstadt zu kommen, ist nirgends die Rede.
Verkehrswende notwendig!
Die Aussicht, dass sich unmittelbar nach dem PARKing Day wieder Blechlawinen durch die Innenstadt stauen, Radfahrende auf viel zu engen „Radwegen“ gefährdet werden und Zufussgehende zwischen parkenden Autos keine Möglichkeit haben die Straße zu überqueren, erfreut niemanden. „Es muss sich etwas ändern!“ ist eine oft gehörte Aussage. Ein gerade aus Karlsruhe nach Mannheim gezogener Student bringt es auf den Punkt. Mannheim hätte es geschafft, dass „alles scheiße“ sei. Dass das Auto keine Option sei, ist ihm klar, aber dass man es dann nicht schaffe angenehme Bedingungen für Radfahrende und Fußgänger*innen zu schaffen ist ihm unverständlich.
Der PARKing Day zeigt wieder einmal deutlich, dass Mannheim dringend eine radikale #Verkehrswende benötigt. Weg vom autozentrierten Individualverkehr, hin zum Verkehrsverbund aus ÖPNV, Rad- ud Fußverkehr. Dadurch wird die Stadt lebens- und erlebenswert und letztendlich wird sich das auch in den Umsätzen der Gewerbetreibenden widerspiegeln.
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[1] https://mannheim.de/sites/default/files/2023-05/230523%20Pr%C3%A4sentation%20Verkehrsversuch.pdf
[2] https://www.ardmediathek.de/video/swr-aktuell-baden-wuerttemberg/sendung-19-30-uhr-vom-21-9-2024/swr-bw/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIxMTg0MDM ab ca. Minute 4:30
[4] https://www.zukunft-nachhaltige-mobilitaet.de/wp-content/uploads/2024/03/Hintergrundpapier-Nr.-1_Der-lokale-Einzelhandel-und-die-Verkehrswende.pdf und viele andere
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